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■ „Männersolidarität at its best“Armer Oswald – böse Frauenquote

betr.: „Wer issen Biggi?“, taz vom 15. 4. 02

Auf die Idee, den Männeranteil in der Person von Oswald Metzger auf der baden-württembergischen Bundestags-Landesliste der Grünen zu erhöhen, indem die Frauenquote gekippt wird, kann auch wirklich nur ein Mann kommen!

Warum sollen denn die Frauen weichen, wenn die (vermeintlich kompetenten) Männer nicht mehr auf aussichtsreiche Listenplätze gehievt werden können?! Warum fragt Füller nicht nach den Kompetenzen der anderen männlichen Bewerber? Was kann zum Beispiel Politrentner Schlauch? Oder ist Özedemir wirklich mehr als nur ein „grüner Vorzeigetürke“? Und ist Kuhn wirklich der ach so geniale Stratege? […] Obwohl ich keine Feministin bin, sind mir ein paar frische und kompetente Frauen, die sich ihre Medienpräsenz noch erkämpfen müssen (auch bei der taz!) allemal lieber als die ewig gleiche Männerriege, die im Übrigen gegen den Abstieg der Grünen auch keine wirksamen Strategien entwickelt hat! STEPHANIE GÜNTHER, Ihringen

Oswald Metzger wurde Opfer der Aufhebung eines anderen Prinzips, nämlich: Trennung von Amt und Mandat. Ist der Fritze nicht ausreichend mit der „Führung“ der Partei ausgelastet? Aber das muss man ja nicht in Frage stellen, dann lieber die Quote und sich über die Frauen lustig machen, die sich noch nicht haben behaupten können. […] GABRIELE BISCHOFF, Düsseldorf

Die Frage hätte sein sollen: Wieso wird Oswald Metzger zum Beispiel Rezzo Schlauch geopfert? Mal abgesehen vom gewichtigen Repräsentieren ist von dort in den letzten Jahren nicht mehr viel Politik gekommen. Die Frage hätte auch sein können, wieso eigentlich immer wieder all die gleichen – wenn auch profilierten – Gesichter im Bundestag auftauchen müssen. Demokratie lebt auch vom Wandel derjenigen, die ein Mandat ausüben. Demokratie lebt auch davon, dass Menschen Aufgaben, Standpunkte und Standorte wechseln. Das ist jedem und jeder zuzumuten. […]

Unter den relativ aussichtsreichen ersten acht Plätzen ist nur ein neues Gesicht. Das ist für mich und mein Verständnis von Demokratie nicht tragbar. Zu einer gewissen Anzahl von Menschen mit Erfahrung gehören für mich genauso viele Menschen, die mit einem anderen Hintergrund neue Gedanken und Argumente in ein Parlament bringen. Und zwar schön quotiert, Männlein wie Weiblein. IRIS NÜRNBERGER, Solingen

Tja, in diesem Fall muss gar nicht die Frauenquote in Frage gestellt werden, sondern vielmehr der Verstand der Grünen: Wie konnten sie dem kompetenten, schlagfertigen, redegewandten und parteiübergreifend geachteten (gefürchteten?) Oswald Metzger Rezzo Schlauch vorziehen? Im Gegensatz zu Metzger wird Schlauch wohl kaum WählerInnen gewinnen – im Gegenteil! Traurig, ein weiterer Schritt auf die Oppositionsbank.

VOLKER HERRMANN, Meppen

Das grüne Team mit Stammspieler Metzger hat in den letzten Jahren mit Regierungsbeteiligung seine Chancen vertan statt vergrößert, wodurch der achte Listenplatz in BaWü nicht nur wackelt, sondern dem ganzen Grünteam der Abstieg aus dem Bundestag droht. Wenn einer wie Metzger jahrelang gut bezahlt sich um nichts weiter als um Haushaltspolitik kümmern muss, ist es selbstverständlich, dass er Kompetenz erwirbt. Wenn ein anderer das Privileg bekommt, ist es Metzgers Pflicht, seine Kompetenz zu vermitteln und weiterhin ohne Bezahlung und neben seinem Erwerbsjob für seine Sache und seine Partei zu arbeiten – vielleicht tut er’s ja, nur Füller kann sich so was nicht vorstellen. […]

KLAUS BAUMGART, Reinbek

Schade, dass Christian Füller so selten im Ländle ist. Sonst wüsste er vermutlich, dass die Frage lauten würde: Wo isch denn die Biggi? Die langjährige Vizechefin der Landtagsfraktion isch halt doch wer. Und meine weibliche Konkurrentin um den vorderen Listenplatz auch nicht frisch aus dem Ei gekrochen. Aber geschenkt.

Das eigentlich Interessante an dem Kommentar ist die Tatsache, dass er fast wortgleich ist mit dem entsprechenden Erguss des FAZ-Schreibers vom Sonntag. Da wurde halt auch wortreich über den armen Oswald und die böse Frauenquote gejammert. Männersolidarität at its best. […] BIGGI BENDER,

Bundeskandidatin auf Platz 3 der BW-Landesliste

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