Eklat zu Beginn des Frankfurter Al-Qaida-Prozesses

Ein Angeklagter beschimpft Gericht und Verteidiger und wird ausgeschlossen. Zweiter distanziert sich von Anschlägen des 11. September

FRANKFURT/MAIN dpa/ap/rtr ■ Mit einem Eklat hat gestern im Frankfurter Oberlandesgericht der bundesweit erste Prozess gegen fünf mutmaßliche Al-Qaida-Terroristen begonnen. Der 32-jährige Angeklagte Lamine Maroni beschimpfte das Gericht und seine Anwälte: „Das sind Juden. Die wollen mich reinlegen. Ich brauche sie nicht“, sagte er auf Englisch. Maroni wurde nach einer Pause von der Hauptverhandlung ausgeschlossen. Er hatte bereits unmittelbar nach Betreten des Gerichtssaales begonnen, auf Arabisch aus dem Koran zu zitieren und aggressiv auf seine Mitangeklagten einzureden. Die verhielten sich dagegen ruhig, verbargen ihr Gesicht oder wandten sich von Maroni ab.

Vier der fünf angeklagten Algerier wird vorgeworfen, im Jahr 2000 gemeinsam einen Sprengstoffanschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt geplant zu haben. Sie waren von Spezialkräften überwältigt worden, nachdem sie Maschinenpistolen, Faustfeuerwaffen und Munition in eine konspirative Wohnung transportiert hatten. Bei der Durchsuchung weiterer Wohnungen entdeckten die Ermittler große Mengen bombentauglicher Chemikalien, Anleitungen zur Herstellung funkgesteuerter Sprengsätze sowie Waffen. Außerdem fanden sie einen selbst gedrehten Videofilm über Straßburg, der dem Auskundschaften des Tatortes gedient haben soll. Der fünfte Angeklagte steht nicht wegen des geplanten Anschlages, sondern wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung vor Gericht.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft wurden alle Angeklagten in afghanischen Trainingslagern der al-Qaida im Umgang mit Waffen geschult und zu Guerillakämpfern ausgebildet. Spätestens im Herbst 2000 hätten sie sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen, der weitere Verdächtige angehört haben sollen. Ihr Ziel sei gewesen, sich Waffen zu beschaffen und als Teil eines länderübergreifenden Netzes Anschläge zu begehen. Der mutmaßliche Anführer der Frankfurter Zelle wurde im Sommer 2001 in Spanien festgenommen. Nach einem seiner Decknamen wurde die Zelle als „Meliani“-Gruppe bekannt.

Der Angeklagte Aeurobui Beandali distanzierte sich von den Anschlägen des 11. September. „Ich habe mit Entsetzen zur Kenntnis genommen, was unter Berufung auf meinen Glauben am 11. September geschehen ist“, ließ er seinen Anwalt erklären. Er protestiere dagegen, dass man die ihm zur Last gelegten Taten mit den Anschlägen in New York und Washington gleichstellte. Der Prozess wird nächsten Dienstag unter strengen Sicherheitsvorkehrungen fortgesetzt.