Lernen per Losglück

■ Fachbereich Erziehungswissenschaften fordert mehr Geld

Junge Leute wollen Lehrer werden. Die Universität will die jungen Leute zu Lehrern ausbilden. Und das Land braucht Lehrer. Klingt einfach. Doch da ist die Politik, welche die Hochschulen nicht mit dem erforderlichen Geld ausstattet. Und so drängeln sich die Studierenden im Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg um zu wenige Seminarplätze.

Zum Wintersemester hat die Uni auf Druck der Wissenschaftsbehörde knapp 500 mehr Studierende aufgenommen, als sie eigentlich Plätze hat. Bis heute hat sie dafür kein zusätzliches Geld, keine zusätzlichen Räume oder Sachmittel gesehen. Und so verschleppt sich das Problem: „Dieses Sommersemester haben wir mit einem Defizit von 40 Veranstaltungen begonnen“, sagt Professor Johannes Bas-tian, Dekan für Lehre und Studium am Fachbereich. Für Seminare, die normalerweise 30 bis 40 Teilnehmer haben, interessierten sich plötzlich 300. In vielen Veranstaltungen bekommt nur einen Platz, wer Glück beim Losen hat: „Wir haben nicht zu viele Studierende, der Fachbereich ist unterfinanziert“, ist Bastians Fazit.

„Für die Studienanfänger ist die Situation hier eine riesige Enttäuschung. Viele denken darüber nach, an andere Unis oder das Studienfach zu wechseln“, sagt Lars Rieck, selber im 9. Semester. Es sei schwierig geworden, Professoren zu finden, die Prüfungen abnehmen, auch bei den Sprechstunden gebe es Probleme, „es sind ja nur noch so wenige Professoren“.

Und das wird sogar noch schlimmer: „Gerade wurde uns mitgeteilt, dass wir wahrscheinlich in den kommenden Jahren weitere sechs Stellen abgeben müssen“, klagt Dekan Prof. Meinert Meyer. Das sind alte Sparschulden, die der neue Senat der Uni erst erlassen wollte und nun doch einfordert.

Wie in dieser Situation der sich abzeichnende Lehrermangel abgewendet werden soll, ist völlig unklar. Etwa 500 fertige Lehrer bildet die Uni pro Jahr aus. Schätzungen gehen davon aus, das in den kommenden zehn Jahren allein in Hamburg jeweils etwa 700 gebraucht werden. Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) denkt laut darüber nach, Fachfremde mit einigen Semestern Pädagogik zu Lehrern nachzuqualifizieren. Anfang Mai hat Meyer ein Gespräch mit dem Senator. Sandra Wilsdorf