Zeuge verstorben

■ Neues im Fall des Jugendhaus-Leiters R.

In den Akten des Bergedorfer Jugendamts sollen sich keine Hinweise auf einen Verdacht des sexuellen Missbrauchs durch den Heimleiter des Lichtwarkhauses Burkhard R. befinden. Das teilte Bezirksamts-Chef Christian Krupp (SPD) auf Nachfrage der taz mit. „Wir haben schon im Sommer geguckt, ob da was war“, sagt Krupp. „Leider ist der frühere Jugendamtsleiter inzwischen verstorben.“

Wie berichtet, wurde Burkhard R. am Donnerstag zu einer 18-monatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, weil er sexuelle Handlungen mit einem jugendlichen Besucher gestanden hatte. Erzieher aus anderen Jugendhäusern erhoben am Rande des Prozesses den Vorwurf, daß Jugendamt habe auf frühere Hinweise zu Beginn der 90er nicht reagiert.

Er habe erst am 18. Juli 2001 von der Sache erfahren, so Krupp, als eine Mutter ihren Sohn von der bevorstehenden Griechenlandreise abmeldete. Krupp: „Das Problem war, am Freitag den 19. fuhren die schon los.“ Als am Montag darauf ein Jugendlicher vom LKA vernommen wurde und sich bestätigte, dass an den Vorwürfen etwas dran war, habe man R. von der Reise zurückgerufen und angehört. Krupp: „Er hat die sexuellen Kontakte nicht bestritten. Damit war er für uns als Leiter eines Jugendhauses nicht mehr tragbar.“ Deshalb habe das Bezirksamt den Arbeitsvertrag – unabhängig von der nun erfolgten strafrechtlichen Bewertung durch ein Gericht – sofort aufgekündigt.

Für weitere Irritation sorgt, dass Burkhard R. vor vier Jahren an einer vom Bezirksamt eingerichteten Arbeitsgruppe zum Thema Pädophilie teilgenommen haben soll. Dazu Krupp: „Ich weiß davon nichts. Aber wenn es so eine Arbeitsgruppe gab, wäre es logisch, dass der Leiter des größten Jugendhauses im Bezirk daran teilnimmt.“

„Die Arbeitgruppe ist 1997 von uns in Lebens gerufen worden“, sagt Elke Visser von der Beratungsstelle Zornrot. Man habe dort auf die Gefahren für männliche Jugendliche aufmerksam machen wollen und auch eine Broschüre und einen Elternbrief zum Thema erarbeitet. kaj