Unvollendete Putin-Ode

Noch hat Student Anischtschenko keine Genugtuung erfahren: Prozess gegen taz-Russlandreporter vertagt

MOSKAU epd ■ Der Prozess gegen den Russland-Korrespondenten der taz, Klaus-Helge Donath, vor einem Moskauer Gericht ist erneut verschoben worden. Der russische Student Michail Anischtschenko, Autor eines Lobliedes auf Präsident Putin, war gegen Donath vor Gericht gezogen, weil er sich von einem Artikel beleidigt fühlte. Anischtschenko kritisierte einen taz-Artikel, in dem Donath über den Beginn eines Personenkultes um Putin berichtete. Er hatte in seinem Artikel aus Anischtschenkos Putin-Hymne zitiert. Anischtschenko erklärte, es sei bedauerlich, dass ausländische Korrespondenten Russland ungestraft „mit Dreck übergießen“ könnten. Auch Donath zeigte sich enttäuscht, dass es erneut nicht zur Verhandlung kam. Außer einer finanziellen Wiedergutmachung in Höhe von umgerechnet 11.000 Euro wird auch die Ausweisung Donaths aus Russland und die Schließung des Moskauer taz-Büros gefordert. Donaths Anwalt Genri Resnik erklärte vor Gericht, die taz-Redaktion werde auf keinen Fall zu dem Prozess kommen, weil die Zeitung nicht in Russland erscheine und deshalb allenfalls in Deutschland verklagt werden könne. Als vorläufiger nächster Verhandlungstermin wurde der 12. November festgesetzt.