Mehr US-Truppen

Die USA schicken immer weitere Soldaten zum Kampf gegen die islamistische Abu Sayyaf auf die Philippinen

BERLIN taz ■ Am Samstag sind 280 Pioniere der US-Navy und 60 Marineinfanteristen samt Baumaschinen auf der südphilippinischen Insel Basilan gelandet. Sie sollen die militärische und zivile Infrastruktur auf der überwiegend muslimischen Insel ausbauen und dort 6.000 philippinische und 160 US-Soldaten gegen die muslimische Kidnapper- und Rebellentruppe Abu Sayyaf unterstützen.

Während die philippinische Regierung die Aufstockung der US-Truppen der Öffentlichkeit vor allem als zivile Entwicklungshilfe verkauft und den Bau von Brunnen und Schulen durch die Soldaten betont, lassen US-Sprecher wenig Zweifel daran, dass der Bau von Straßen und Flugpisten auf der unzugänglichen Insel militärischen Zielen dient. Das verarmte Basilan ist mit 300.000 Einwohnern wie die benachbarte Insel Jolo eine Hochburg der Abu Sayyaf.

Die Gruppe hat laut philippinischer Regierung Kontakte zum Terrornetzwerk al-Qaida von Ussama Bin Laden. Vor zwei Jahren machte Abu Sayyaf Schlagzeilen, als die Gruppe 21 Touristen und Einheimische, darunter die Göttinger Familie Wallert, nach Jolo verschleppte. Im Mai 2001 entführte die Gruppe drei US-Amerikaner und einige Einheimische. Später wurde eine der US-Geiseln getötet. Zurzeit befinden sich noch ein US-amerikanisches Ehepaar und eine philippinische Krankenschwester in der Hand der Abu Sayyaf auf Basilan. Medien berichteten kürzlich über Geheimverhandlungen, die mögliche Lösegelder aus privaten Quellen einschlossen.

In ihrem „Krieg gegen den Terror“ machten die USA die Philippinen im Januar zu ihrer zweiten Front nach Afghanistan. Im Rahmen eines jährlichen Manövers wurden knapp 800 Soldaten für zunächst sechs Monate in das südostasiatische Archipel geschickt. 160 Angehörige von US-Spezialeinheiten trainieren in Basilan philippinische Soldaten „on the job“ im Kampf gegen Abu Sayyaf. Die US-Militärs nehmen dabei auch an Patrouillen im Kampfgebiet teil. Sie sollen nicht in der ersten Reihe kämpfen, sich aber selbst verteidigen.

Unterstützt werden sie von 500 US-Soldaten, die in der 30 Kilometer entfernten Stadt Zamboanga in Mindanao eingesetzt sind, und von 200 US-Spezialisten auf der zentralphilippinischen Luftwaffenbasis Mactan. Dort sind US-Aufklärungsflugzeuge stationiert, die den Dschungel auf Basilan kontrollieren. Ab heute nehmen weitere 2.650 US-Soldaten im Norden der Philippinen für zwei Wochen an einem Manöver teil, das offiziell nicht Teil des Kampfes gegen Abu Sayyaf ist. Die kommunistische Guerilla „Neue Volksarmee“ droht US-Soldaten anzugreifen, sollten diese sich an der Aufstandsbekämpfung der philippinischen Armee im Norden beteiligen. SVEN HANSEN