Geld für Opfer von Djerba?

Überlebende des Anschlags und Angehörige der Toten wollen tunesische Regierung verklagen. Schily ermittelt auf Djerba. Polizei sucht Hintermänner im Ruhrgebiet

BERLIN taz/dpa ■ Die Angehörigen der Opfer und Überlebende der Explosion auf Djerba wollen die tunesische Regierung verklagen. Sie erwägen Schmerzensgeldforderungen in Millionenhöhe, bestätigte der Berliner Anwalt Elmar Giemulla.

„Angesichts der Eskalation im Nahen Osten wäre es für die Polizeibehörde eine logische Konsequenz gewesen, die Sicherheitsmaßnahmen an der Synagoge zu verstärken“, sagte Giemulla. Experten der Deutschen Gesellschaft für Reiserecht räumen der Forderung allerdings wenig Chancen ein.

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) ist unterdessen in Tunesien eingetroffen. Dort will er mit deutschen und tunesischen Ermittlern zusammentreffen. Vor der Synagoge auf Djerba legte er gestern einen Kranz nieder. Heute will Schily Gespräche mit Staatspräsident Zine al-Abidine Ben Ali und dem tunesischen Innenminister führen.

Wie die US-Regierung am Wochenende mitteilte, geht die Explosion vor der Synagoge auf Djerba, durch die 16 Menschen – darunter 11 Deutsche – starben, höchstwahrscheinlich auf einen Terroranschlag zurück. Bei einem Treffen mit US-Außenminister Colin Powell habe der tunesische Innenminister Habib Ben Yahia klar gemacht, dass sich die Ermittlungen auf einen Terrorangriff mit internationalem Hintergrund konzentrieren.

Der tunesische Tourismusminister Zenaidi forderte gegenüber der Bild am Sonntag eine internationale Zusammenarbeit beim Kampf gegen den Terrorismus. Zugleich versicherte er, dass die tunesische Regierung zu keinem Zeitpunkt etwas vertuscht habe.

Die Pariser Zeitung Journal du Dimanche hingegen behauptet, der tunesische Geheimdienst könnte in die Sache verwickelt gewesen sein. Zehn Tage vor der Explosion sollen Islamisten, die in die Geheimdienste eingeschleust worden waren, festgenommen worden sein, berichtet das Blatt.

Die deutschen Behörden suchen derweil weiter nach möglichen Hintermännern. Die Bundesanwaltschaft ermittelt nach Angaben ihrer Sprecherin im Ruhrgebiet gegen mehrere Personen. Unklar ist noch immer, inwiefern eine Verbindung zwischen den Djerba-Verdächtigen und der Hamburger Al-Qaida-Zelle besteht. Doch die Hinweise verdichten sich angeblich.

Der Spiegel berichtet, dass bei Hausdurchsuchungen des Bundeskriminalamts (BKA) in Mülheim an der Ruhr und Duisburg Beweise aufgetaucht sein sollen, die einen Kontakt vermuten lassen. Bei Christian G. aus Mülheim, mit dem der mutmaßliche Djerba-Attentäter Nizar Ben Mohammed Nawar kurz vor dem Anschlag telefoniert haben soll, fand sich die Kontonummer der Ehefrau des inhaftierten Mounir al-Motassadeq – der von Hamburg bei Vorbereitungen des Anschlags am 11. September geholfen haben soll.

Bei einem anderen Verdächtigen aus Duisburg, Karim M., soll das BKA einen Zettel mit der Telefonnummer von Ramzi Binalshibh gefunden haben. Der weltweit gesuchte Binalshibh soll in Hamburg ebenso Kontakte zu dem Todesflieger Mohammed Atta gehabt haben. NJ