Riester ließ falsch informieren

Rentenratgeber des Arbeitsministeriums behauptet: Frauen werden bei Betriebsrenten genauso gut behandelt wie die Männer. Doch davon kann leider nicht die Rede sein

BERLIN taz ■ Das Arbeitsministerium hat Frauen falsch über ihre Altersversorgung informiert. In dem vom Hause Riester verteilten „Rentenratgeber für Frauen“ heißt es, Frauen würden mit der betrieblichen Altersvorsorge besser fahren als mit rein privater Vorsorge, weil die betrieblichen Versicherungsprodukte „Unisex-Tarife“, also gleiche Beiträge und gleiche Renten für Männer und Frauen böten. Private Versicherer dagegen zahlen Frauen bei gleichen Beiträgen weniger Rente aus, weil Frauen länger leben.

Unter der Überschrift „Vorteile“ heißt es: „Bei der betrieblichen Altersvorsorge gibt es nur Unisex-Tarife.“ Das aber ist falsch, wie Peter Schwark vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft der taz bestätigte: „Unisex-Tarife sind bei der betrieblichen Altersvorsorge nicht verpflichtend, und das wird sich auch nicht ändern.“ Nur wenn der Betrieb direkt und selbst eine Rente auszahle, bekämen Männer und Frauen gleich viel. „Wenn er dagegen Rentenbeiträge zusteuert, zahlt er gleiche Beiträge für beide, Frauen bekommen aber nachher eine schmalere Rente“, erläutert der Leiter der Abteilung Sozialpolitik. Mehr noch: Unisex-Tarife als Wahlleistung anzubieten, würde sogar gegen das Versicherungsaufsichtsgesetz verstoßen, meint Schwark. Es sei die Pflicht der Versicherer, Beiträge entspechend der Risiken zu kalkulieren. Frauen zu versichern sei nun mal durch ihre längere Lebenserwartung teurer.

Als die Broschüre erstellt wurde, seien Unisex-Tarife bei der betrieblichen Vorsorge durchaus üblich gewesen, verteidigt sich das Arbeitsministerium. Erst als im Zuge der Rentenreform neue Produkte entwickelt wurden, differenzierten die Anbieter zwischen verschiedenen Risiken, so ein Sprecherin. Auch das ist nicht korrekt: Das Baugewerbe etwa hatte schon immer unterschiedliche Tarife.

Bei den neu aufgelegten Angeboten aber stehen Frauen regelmäßig schlechter da, gibt nun auch das Ministerium zu. Schwacher Trost: Der Ratgeber wird in der nächsten Auflage korrigiert.

HEIDE OESTREICH