Muntermacher vor Tristesse

■ „Hamburger Dialog“: Nur Uldall macht sich „keine Sorgen“

Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) ist der Mann, der im Senat für die Abteilung Muntermacher-Sprüche zuständig ist. Egal, ob ABM-Kürzungen, Elbvertiefung oder Kirch-Krise – stets führt Uldall die Worte vom Top-Standort, vom Optimismus und der wachsenden Stadt im Munde spazieren. Umso befremdlicher wirkt das, wenn er vor einer zurzeit tief deprimierten Branche den fröhlichen Gute-Laune-Bär abgibt. Zur Eröffnung des Medienkongresses „Hamburger Dialog“ gestern im CCH war das zum Beispiel so: Man kommt den Hiobsbotschaften der Branche zurzeit kaum hinterher, New Media ist fast zum Synonym für Absturz geworden, und Uldall freut sich unbändig, dass „Hamburg schon Multimediastandort war, als das Wort noch gar nicht erfunden war“.

„Ich mache mir überhaupt keine Sorgen“, strahlt Uldall, und deswegen hält er sich auch nicht lange damit auf, dass auch „Hamburg sein Päckchen zu tragen hat“, was die Folgen der Kirch-Insolvenz angeht. Man werde jetzt eben „das Beste daraus machen“. Ob Hamburg1 wackelt und Premiere kippt, das ändert nichts daran: „Hamburg ist ein Premiumstandort voller Kraft, der vor allen anderen in Deutschland liegt.“

Da wundert man sich dann auch nicht mehr, dass er das zweitägige Treffen als „auf dem Weg zum führenden europäischen Kommunikations-Kongress“ hochstilisiert. Tatsächlich ist der „Hamburger Dialog“, der in diesem Jahr das vierte Mal stattfindet, mit namhaften Fachleuten besetzt. So hielt gestern der angelsächsische Spin Doctor Jeremy Rifkin das Eingangsreferat. Verleger Hubert Burda diskutiert mit Bild am Sonntag-Chefredakteur Klaus Struntz, Viva-Chef Dieter Gorny ist ebenso dabei wie Hamburgs Olympia-Apologet Horst Meyer, ARD-Sport-Allgegenwart Gerhard Delling und Michael Spreng, der Edmund Stoiber mittels Marketing zum nächsten Bundeskanzler machen soll. Und alle zusammen beraten darüber, wie man weitermachen will, nachdem die Anzeigenmärkte nachgegeben haben, Qualitätsmedien sich von der Bildfläche verabschiedet haben und Deutschlands Medienimperium nicht mehr existiert. Peter Ahrens