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: Gut, dass Georg Gafron geht

Leider bedurfte es erst der spektakulärsten Pleite des Frühjahrs, um Berlin von einer unerträglichen Verflechtung von Politik, Filz und Medien zu befreien. Nun, nach der Kirch-Pleite, muss auch Georg Gafron gehen.

Kommentar von ADRIENNE WOLTERSDORF

Natürlich ist es zu früh, Nachrufe auf den „mächtigsten Lokaljournalisten der Republik“, wie ihn manche nannten, zu verfassen. Doch bleibt zu hoffen, dass die durch Gafron in Wort und Bild fortgeführte Kalte-Kriegs-Mentalität des alten Westberlin nun ein Ende gefunden hat, da er seine Büros beim Nachrichtensender Hundert,6 und beim Lokalfernsehen TV.Berlin geräumt hat. Der Schultheiss-Berliner und große Freund der CDU, zeitgleich Geschäftsführer dieser insolventen Kirch-Medien und Chefredakteur des Springer-Blattes B.Z., dominierte schon viel zu lange, bis über die Stadtgrenzen hinaus, was „Berlin“ angeblich so dachte. Seine Machtfülle wurde zunehmend anachronistisch. Nur allzu offensichtlich war die enge Verflechtung der Berichterstattung mit den Interessen des Westberliner Establishments.

Keineswegs steht Gafron mit seiner strammen Anti-PDS-, Anti-Osten- und Anti-Roten-Haltung allein im neuen Berlin. Diese Meinung kann und soll in einem demokratischen Gemeinwesen Ausdruck finden. Schlimm war nur die Allmacht, die er besaß. Täglich erklärte er seinem überwiegend Westberliner Publikum nach wenig journalistischen Kriterien die Lage. Ein Umstand, der nicht zum Zusammenwachsen von Ost und West beigetragen hat. Hoffentlich ist Kirchs Ende in Berlin ein neue Chance für qualitätsvollen, fairen Journalismus.

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