Eine Weltraum-Nacht zum Dösen

Wie „Star Wars“, Episode II, wirklich wird – der Kampf um porentiefe Reinheit mit Prinzessin „Tag- und Nachtcreme“

General Hankzumzank und sein Adjutant Dreckamsteck können nur noch dumm gucken

Jeder, der die Episode I von „Star Wars“ gesehen hat, weiß, dass sie technisch die perfekteste Folge dieser Weltraumsaga ist. Und das ist schlecht. Viel besser wäre es dagegen gewesen, wenn die Folge, die vermeintlich am Anfang der Serie steht, ihrem Status gemäß technisch unterentwickelt und dilettantisch dahergekommen wäre. Das hätte mir gefallen – da hätte auch ich nächtelang vor den Kinokassen gestanden und auf eine der ersten Karten gewartet.

Aber Georg Lucas ist lernfähig. Und wenn jetzt die Episode II in die Kinos kommt, dann hat er seinen Fehler wieder gutgemacht. Das wird schon gleich am Anfang deutlich, wenn der Eingangstext „Es war einmal …“ von Hand auf ein großes Stück Papier geschrieben wird. Das dauert insgesamt ziemlich lange. Richtig lesen kann man es am Ende aber trotzdem nicht.

Natürlich haben die Hauptfiguren auch noch nicht so geheimnisvolle Namen wie Yoda, Amidala oder Palpatine. Stattdessen heißt die Prinzessin „Tag- und Nachtcreme“, von ihren Freunden wird sie aber nur zärtlich „Creme“ genannt. Das stört sie jedoch nicht, solange ihre Haut schön glatt und ohne Falten bleibt, weil man daran die Guten in diesem Film erkennt. Die besten Freundinnen der Prinzessin heißen deshalb auch Shampoo, Zahnseide und Wattebausch, und da weiß man auch gleich, dass die sauber sind. Die Bösen dagegen heißen Runzel und Punzel, warum, muss ich ja wohl keinem mehr erklären. Jedenfalls sieht ihre Haut richtig fies aus.

In Episode II kämpfen auch nicht ganze Galaxien gegeneinander, sondern nur zwei Weltraumbanden, die sich auf einem kleinen Planeten in einem kleinen Land in einer kleinen, kleinen Stadt am Ende der Straße treffen und Ticker spielen. Natürlich nach Weltraumregeln. Deshalb geht es dabei auch um die Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit und den Kampf für porentiefe Reinheit. Gespielt werden die Kampfszenen von fünf Schauspielern, wobei einer ein Schild trägt, auf dem „Die Macht des Bösen“ steht. Einmal liest man aber auch „Eine Nacht zum Dösen“.

Das Ganze wurde während der Sommerferien auf einem Schulhof gedreht. Man hatte also nicht viel Zeit, die Lokalitäten groß zu verändern. Deshalb liegt das Hauptquartier der Bösen auch hoch auf einem Stützpunkt, der nur unschwer als Klettergerüst zu erkennen ist. Anschließend durchbrechen die beiden Freunde Nichtnursauber und Sondernrein, die aber auch Nett-Ed und Knuddel-Ted genannt werden, in ihrem gerechten Kampf gegen Gefrierbrand und Kragenspeck auf einem Kettenkarussell die Schwerelosigkeit. General Hankzumzank und sein Adjutant Dreckamsteck können da nur noch dumm gucken. Ha! Und dann kommt es zum großen Finale: Raumschiffe werden als kleine Modelle an Bindfäden vor einem dunkelblauen Bettlaken mit Sternenhimmelmotiven hin und her bewegt (Bluescreen). Tatsächlich wurden diese Sequenzen alle in einem großen Bett gedreht. Einmal erkennt man den Zeigefinger von George Lucas, wie er versucht, eins der Modelle anzustupsen, damit es von der Bettkante ins ewige Nichts fällt. Steven Spielberg, der hier noch mal aushilft, macht im Hintergrund dazu die Absturzgeräusche (iiiih, aaaah, tadong, tadong) oder spricht die Dialoge der Opfer („Oha!“, „Oh nein!“, „Oje!“).

Am Ende tritt dann der weise Alibert auf und sagt: „Hollywood ist so subversiv wie der Vatikan“, was dann überhaupt keiner mehr versteht. Eine große Zielgruppe erreicht man damit jedenfalls nicht. Das gelingt dann erst ab Folge vier. Ganz genauso, wie es sich gehört !

JAN ULLRICH