Versuchsweise Heroin

Personal und Abhängige für Heroinambulanz gesucht. Behörde hält am gesetzten Zeitplan fest: Am 1. August geht es los  ■ Von Sandra Wilsdorf

Hamburg wollte zu den Ersten gehören, doch nun gehört sie zu den letzten der sieben deutschen Städte, die mit dem Modellversuch zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger beginnen. In Bonn läuft der Versuch bereits, und in München hat Mitte März ein Büro eröffnet, wo sich potenzielle Teilnehmer melden können. In Hamburg gibt es nach jahrelangem Ringen jetzt immerhin einen Standort, und die Drogenambulanzen Hamburg GmbH, eine Tochter des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) sucht Personal und Probanden.

Noch ist auf dem Gelände am Högerdamm nichts als eine Wiese zwischen vielspuriger Straße, Bahnlinie und Mittelkanal. Doch bis zum 1. August sollen hier Container stehen, in denen 230 Heroinabhängige bis zu dreimal täglich den reinen Stoff erhalten – unter medizinischer und sozialpädagogischer Betreuung. Für die Baumaßnahmen ist die Gesundheitsbehörde zuständig, und die will den Zeitplan einhalten: „Am 1. August geht es los“, verspricht Sprecher Volker Dumann.

Den Auftrag für die Durchführung des Projektes hat die Behörde an die Drogenambulanzen GmbH vergeben, allerdings bis heute den entsprechenden Vertrag nicht unterzeichnet. Die Unterschrift soll kommen, „sobald die Bürgerschaft die 3,2 Millionen Euro freigegeben hat, die dafür bereits in den Haushalt 2000 eingestellt wurden“, sagt Dumann. Damit die Drogenambulanz mit den Vorbereitungen beginnen kann, hat die Behörde ihr schon mal 1,9 Millionen Euro vorab genehmigt.

Und so will sie jetzt 10 Ärzte, 21 Pflegekräfte, 14 Sozialpädagogen, drei Hausmeister und eine Verwaltungskraft einstellen. Nach einer ersten Stellenanzeige, „gibt es wohl mit den Sozialpädagogen die geringsten Probleme“, sagt Projektleiterin Karin Bonnorden-Kleij. Schwierig werde es, Ärzte und Pflegekräfte zu finden. „Die langen Diskussionen und das ewige Hin und her waren da sicher nicht förderlich“, sagt LBK-Sprecher Siegmar Eligehausen. Vor einem Jahr habe man die entsprechenden Interessenten gehabt, aber sie nicht so lange hinhalten können.

Neben Personal suchen die Projektleiter nun auch Probanden: 460 seit mindestens fünf Jahren heroinabhängige Hamburger. Interessenten könne sich in der Wandsbeker Drogenambulanz melden, dort wird es ab Anfang Mai ein „Rekrutierungsbüro“ geben. Weil es aber darum geht, Schwerstabhängige zu finden, an denen bisher jede Therapie gescheitert ist, werden Bonnorden und Kollegen auch in die offene Szene gehen.

Nach Gespräch und Untersuchung wird dann das Los entscheiden, wer in welchen Arm der Studie kommt. Denn nur 230 Abhängige erhalten Heroin, die anderen Meth-adon. Wer deren Behandlung bezahlt, ist allerdings noch unklar.