Neue Farbe, neuer Schwung

■ Das Sozialzentrum Mitte stellt sich vor / Personalrat skeptisch

Sonnengelbe Wände statt grauweißer Ödnis, große Fotos mit Bremer Ansichten statt gekörnter Kahlheit – ein Amt krempelt sich um: Das Sozialzentrum Mitte/Östliche Vorstadt steckt mitten in seiner Erschaffung, und gestern kam Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD), um all das zu begucken. Und weil zur umfassenden Führung auch die Personalräte eingeladen waren, klang zwischen den Tönen des fröhlichen Aufbruchs Skepsis durch.

Mehr Bürgernähe, lautet das Motto für die zwölf Sozialzentren Bremens, mehr individuelle Betreuung, die mehr Erfolge – im Sinne von Vermittlung von Hilfeempfängern in den ersten Arbeitsmarkt – bewirken soll. Die Erneuerung im Amt für Soziale Dienste soll nicht nur die Belegschaft in Schwung bringen, sondern auch noch 24 Millionen Euro sparen: So viel soll bis 2005 an Hilfe zum Lebensunterhalt weniger ausgegeben werden. Weil es bis dahin 4.500 HilfeempfängerInnen weniger geben soll. Im März dieses Jahres bezogen 46.560 Menschen Sozialhilfe – knapp vier Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres.

Das Rezept für die Zukunft heißt Aktivieren: So genannte aktivierende Fallmanager – erstmal zwei pro Sozialzentrum, irgendwann bis zu 60 insgesamt – sollen die Empfänger je nach Eignung am besten in den ersten Arbeitsmarkt oder aber in Qualifizierungs- oder Beschäftigungsmaßnahmen bringen. In diesen Wochen nehmen die Fallmanager mit einiger Verspätung ihre Arbeit auf.

Architekt der Amtsreform ist Jürgen Hartwig, Leiter des Amts für Soziale Dienste, und nicht die Beraterfirma Roland Berger – „die haben aber enorm aufs Tempo gedrückt“, sagt Hartwig und betont, die MitarbeiterInnen seines Amtes seien es gewesen, die die neue Struktur erarbeitet hätten. Dazu nicken die Personalräte, auch zum neuen Wind im Amt, aber ganz so rosig wie manche Amtswände sieht für sie der Prozess nicht aus: „Zu schnell, zu wenig Personal, zu viele Aufgaben“, fasst Personalrat Burkhardt Radtke die Kritik zusammen. Er hat Zweifel, dass die Fallmanager schon fit genug für ihre neue Aufgabe sind. Hinzu komme, dass vor lauter Aktivieren die „sichernden Sachbearbeiter“, die alle „nicht zu aktivierenden“ Hilfeempfänger betreuen, völlig überlastet seien – statt 127 Fälle hat im Sozialzentrum Mitte ein Sachbearbeiter jetzt 160 Fälle.

Hinzu kommt der Zwang zu Personaleinsparung: Von den rund 1.100 Stellen der Sozialzentren müssen bis 2005 hundert abgebaut werden (die taz berichtete) – für den Personalrat ein Ding der Unmöglichkeit. Diesmal ist es Amtschef Hartwig, der nickt. sgi