Fahr Rad mit dem Verkehrsminister

Die Bundesregierung verabschiedete gestern einen Radverkehrsplan. Ausgaben für Radwege werden in diesem Jahr auf 110 Millionen Euro verdoppelt. Umweltverband BUND begrüßt „ersten Schritt zur Abkehr von einer autofixierten Verkehrspolitik“

aus Berlin KATHARINA KOUFEN

Weil Fahrradfahren die Umwelt schont, billig ist, leise und obendrein gesund, hat sich jetzt die Bundesregierung dieser optimalen Fortbewegungsart angenommen. Gestern verabschiedete das Kabinett den nationalen Radverkehrsplan „FahrRad!“. Und im Anschluss an die Kabinettsitzung stieg Verkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) selbst aufs Rad, um die etwa 300 Meter vom Kanzleramt zur Bundespressekonferenz zurückzulegen.

Mit dem Plan will der Minister die Radwege innerhalb der Städte mit denen im Umland besser vernetzen, die Forschung zum Thema Fahrrad bündeln und die Straßenverkehrsordnung (StVO) ändern. Statt eigens Radwege zu bauen, soll etwa die Nutzung von Feldwegen oder Busspuren gefördert werden. Bisher sieht die StVO Radwege an Strecken mit mehr als 18.000 Fahrzeugen pro Tag vor. Als Vorbild sieht Bodewig die Niederlande: Dort legt jeder Einwohner im Schnitt 1.000 Kilometer pro Jahr zurück, in Deutschland sind es nur 300.

Über solche Ideen hinaus bietet der Plan auch eine ganz konkrete finanzielle Zusage: Die Bundesregierung verdoppelt in diesem Jahr ihre Ausgaben für Fahrradwege von rund 55 auf 110 Millionen Euro. Das sind 2,4 Prozent des Budgets, das für den Bau von Bundesstraßen zur Verfügung steht. Diese Summe reicht für etwa 1.100 Kilometer neue Fahrradwege, bisher gibt es bundesweit 15.000 Kilometer. Zum Vergleich: Würde man das Geld für Autobahnen ausgeben, wäre nach 15 Kilometern Schluss.

Der Bund selbst ist allerdings nur für die Radwege entlang der Bundesstraßen zuständig. Über 90 Prozent des Radverkehrs spielt sich aber innerhalb der Städte und Ortschaften ab, und dort planen und zahlen die Kommunen – oder auch nicht, wie derzeit im bankrotten Berlin, wo die 5 Millionen Euro für den Bau von Radwegen ersatzlos gestrichen wurden. Je nach Kassenlage und politischem Willen der Kommunen variiert auch der Fahrradanteil am Verkehr: In Freiburg liegt er bei 28 Prozent, in Berlin gerade mal bei 5 Prozent.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz begrüßte den Fahrradplan gestern als „wichtigen Schritt weg von einer jahrzehntelangen autofixierten Verkehrspolitik“. Verkehrsexperte Tillmann Heuser: „Würden die Deutschen so oft aufs Rad steigen wie die Holländer, könnten pro Jahr 10 Millionen Tonnen des Klimagases CO2 gespart werden.“