UN darf untersuchen

Israel will nun doch mit der Dschenin-Kommission der UN kooperieren. Größtes jüdisches Siedlungsprojekt im Westjordanland begonnen

JERUSALEM/GENF dpa ■ Israel ist nun doch zur Zusammenarbeit mit der UN-Kommission zur Prüfung der Vorgänge im palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin bereit, fordert aber auch eine Untersuchung palästinensischer Selbstmordanschläge. Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser sagte gestern, Israel wolle, dass die Kommission komme, „weil wir nichts zu verbergen haben“. Am Dienstag hatte Israel noch erklärt, man sei nicht mehr zur Zusammenarbeit mit der Kommission bereit. Die Kommission soll am Samstag ihre Arbeit aufnehmen.

Nach Angaben von UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson forderte die israelische Militäroffensive in den Palästinensergebieten mindestens 217 Tote und 498 Verletzte. In vielen Fällen seien Palästinenser von israelischen Soldaten als menschliche Schutzschilde bei Hausdurchsuchungen oder beim Öffnen von verdächtigen Paketen benutzt worden, sagte Robinson am Mittwoch in Genf. Im Gegenzug seien bei den letzten Selbstmordanschlägen von Palästinensern 62 Israelis getötet und 363 verletzt worden.

Robinson war von der in Genf tagenden UN-Menschenrechtskommission beauftragt worden, einen Bericht über die Lage in den Palästinensergebieten vorzulegen. Nachdem sie zwei Wochen lang vergeblich auf eine Einreisegenehmigung Israels gewartet hatte, sagte sie am vergangenen Freitag ihre Reise ab. Der jetzt vorgelegte Bericht basiert auf Informationen internationaler Organisationen sowie der israelischen Botschaft in Genf.

Im Westjordanland haben Arbeiten zum „bisher größten“ jüdischen Siedlungsprojekt begonnen. In zwei Etappen sollen 130 Grundstücke für Villen und 350 Wohnungen entstehen, berichtete die israelische Zeitung Jediot Achronot gestern. Die Häuser sollen national-religiösen Siedlern zugute kommen und die bestehenden Siedlungen Elkana und Scharei Tikia im nordwestlichen Westjordanland miteinander verbinden. Der Bau „in diesen schweren Zeiten“ sei „die beste und stärkste zionistische Antwort auf die Kampagne der Gewalt und des Terrors durch die palästinensischen Terroristen“, sagte der Vorsitzende des Siedlungsrats von Elkana, Marcel Ganz.