■ UrDrüs wahre Kolumne
: Alkoholfrei abgefüllt

Auch einem finanztechnisch Desinteressierten wie mir haben Schlaumeierlein aller Gierigkeitsstufen während der Aktienboomerei mit klugen Ratschlägen und mitleidigen Kommentaren zu meiner Bausparkassen-Mentalität in den Ohren gelegen. Daher finde ich das Platzen solcher Seifenblasen einigermaßen belustigend und kann so recht eigentlich keine Solidarität mit jenen Besuchern des Börsen-Casinos aufbringen, die jetzt so medienbewusst auf die verkommenen Croupiers-Ekel von der Bremer Sparkasse eindreschen: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich – spätestens dann, wenn die Bullen wieder über die Dax- und Nemaxpisten jagen und der Zinsfuß alles niederstampft. Da liegt kein Segen drauf!

Nachdem die ehrbaren unabhängigen Handwerker außerhalb des Meisterbrief-verbürgten Zunftwesens kürzlich noch den „Tag der Gewerbefreiheit“ im Rathaus feiern konnten, ist die Party inzwischen ziemlich over für Marco und Karsten. Mit ihrem Kleinbetrieb wurden sie jetzt trotz Zahlung von Steuern und Sozialabgaben vom Bremer Ordnungsamt zu je 70 000 Euro Bußgeld verdonnert und werden damit in die Pleite getrieben. Ausgelöst wurde das Desaster wieder mal durch denunziantische Meisterbrief-Besitzer: Wären Marco und Karsten beispielsweise Holländer, sie hätten ihre Firma in Bremen eröffnen können und wären straffrei geblieben. Ach hätten wir doch einen guten König, der den Verantwortlichen für solchen Wahnsinn dreißig Hiebe auf den nackten Arsch verpassen ließe. Stattdessen haben wir den Jovial-Kröterich Henning Scherf, der offensichtlich wusste, warum er vor den Meisterfunktionären kuschte und der eigenen Einladung im Rathaus fernblieb.

Let's dance the Kampa with MC Schröder und Grandmaster Müntefering! Join the House, we all are family. Welcome to the New Party Sound System of Bremen, Hanse-Kids, denn das ist der Rhythmus, bei dem jeder mit muss, der nix zu verlieren hat, Selbstachtung eingeschlossen. Könnte man sich irgendwann mal darauf einigen, die Trottelgesichter der Werbebranche nicht immer als Kreative zu bezeichnen? Zwischen Kunst und Gunstgewerbe wird doch sonst auch noch ein bisschen differenziert... Übrigens gab es das Juso-Preisrätsel mit Belohnung für jene, die sämtliche Rechtschreibfehler im New Party-Flyer finden, schon mal ein bisschen glänzender: In den 70er Jahren vergab das Info Bug (Info Berliner undogmatischer/unbeugsamer/unverschämter/unkaputtbarer etc. Gruppen) noch für jeden gefundenen Fehler an die Oberlehrer der Bewegung statt Büchergutschein einen frisch gepflückten Mercedesstern. Vermutlich steckte ein cooler Typ vom untergründigen Daimler-Marketing dahinter.

Die kindliche Begeisterung des Jens Eckhoff für eine Bremer „Hall of Fame“ der organisierten Fußlümmelei hat was rührendes, vor allem, wenn die ehemalige Handballdame dabei auf die Erfolge solcher Fan-Zentren in den USA verweist. Dort aber können Kinderficker ihre Opfer auch mit Football- Tradingcards oder dem Baseballschläger irgendeines Old Legend-Veteranen in die Automatik-Toilette locken, haben ganze Herrensaunen regelmäßig Sex mit eigens dafür gezüchteten Elvis Presley-Klonen und erschlagen sich alkoholfrei abgefüllte Rednecks wechselseitig wegen eines schweißdurchtränkten Stirnbands von Hulk Hogan. Aber da bislang solche Marketing-Fehleinschätzungen in Bremen immer nur mit Klimpergeld aus der Gemeindekasse realisiert werden, bleibt der Lerneffekt aus derlei interkulturellen Missverständnissen beim Personal natürlich aus: Grund genug, alle Jahre wieder solche trichinösen Säue durchs Dorf mit Straßenbahn zu treiben.

Mit Recht prangert die taz in ihrem Bremer Wetterbericht den Diebstahl von Gartenzwergen an, auch wenn dieses Verbrechen im konkreten Fall weit entfernt im südniedersächsischen Northeim geschah: Wer sich an tönernen Wichteln vergreift, der macht auch vor Parzellisten und Gartenheimern nicht halt und sich somit gemein mit den Plattmachern vom Waller Fleet. In kreuzvergnügter Laubenpieperrunde haben wir dort am Samstagabend beschlossen, die Kudellas dieser Welt solange mit Fünfblatt-Joints zu attackieren, bis sie selbst ein Leben als barfüßige Propheten im Maiglöckchenweg beginnen, Buntmetalle, Fahrradreifen und Holzreste mit libidinösem Eifer sammeln und mit ihren Hühnern reden: Dann aber wird liegen der Wirtschaftsförderer beim Planer in der Hängematte und der Banker beim Kaninchen im Rotkohl, ein Regenbogen leuchtet am Himmel und allen quakt der Frosch vom Feldmarksee ein Wohlgefallen. Das Leben, es könnte so einfach sein. Einfach, schlicht und gut! Davon jedenfalls träumt lüttje fünf Tage vorm Wonnemonat Mai

Ulrich
„Maibock“ Reineking