Formal Pop

■ Die Pop Art und die zeitgenössische Bildhauerei im Gerhard-Marcks-Haus

Da sitzt er und grinst recht dreckig. Als hätte er sich gerade mit halblegalen Autoschiebereien saniert. Die Zähne leuchten, die Augen auch. Im Schneidersitz hockt er da und schaut bei irgendwas zu. Wo doch die Leute sonst ihm zuschauen, denn er ist Douglas Fairbanks, Mitbegründer der United Artist Filmproduktion und selbst Schauspieler. Ein Star seit Der Dieb von Bagdad, seit 1924.

Und seit 1966 ist Douglas Fairbanks nicht nur ein Star, sondern auch ein Kunstwerk: Der Londoner Bildhauer Nicholas Monro hat ihn in Form einer farbigen Fiberglas-Figur porträtiert. Ganz nett und charmant und leicht – Fiberglas wiegt nicht viel. Aber es geht auch schwerer: Hinter Fiberglas-Fairbanks steht eine Dame aus massiver Bronze, ohne Kopf, antik, griechisch, ein Abbild der Venus von Milo. Der Amerikaner Jim Dine hat sie gegossen und dann bunt angemalt. Nett – aber richtig schwer wird es erst bei Edward Kienholz. Der hat nackte Plastikpuppen mit einem Metallband gebündelt und auf einen schmalen Sockel gestellt. Eine Atompilz-Paraphrase aus dem Jahr 1962.

Die Werke der Pop Art stehen in den ersten beiden Räumen, sie sind Prolog für die zeitgenössische Bildhauerei, um die es schwerpunktmäßig geht. Dabei sind Stephan Balkenhols Holzfiguren stark vertreten, androgyne, unspektakuläre, dabei aber sehr sinnliche Gestalten in ruhigen Farben. Gleich danach dann die schrillen, comichaften Fimo-Knetmännchen von Thomas Schütte, glatzköpfige Parodien auf Gesichter der Macht, Darth Vader goes Spitting Image.

Ebenso gegensätzlich die Werke von Katharina Fritsch und Jessica Stockholder: Veristische Todes-Symbole wie der Totenkopf aus Zellan oder die schwarze Maus von Fritsch stehen im Gegensatz zu den bunten Stockholder-Installationen aus kitschigen 80er-Jahre-Haushaltsgerätschaften.

Es sind höchst unterschiedliche Werke und alles steht nebeneinander, ohne, dass sich dadurch mehr vermitteln soll als ein Überblick. Denn was die Ausstellung zeigen will, sind keine inhaltlichen Schnittmengen, sondern formale: Deutlich soll werden, wie sich die Gestaltungsprinzipien der Pop Art in der zeitgenössischen Bildhauerei fortschreiben, wie Farbe, neue Materialien, neuer Realismus und die Lust am Erzählen die zeitgenössische Bildhauerei prägten (siehe taz vom 20./21.4.). Es geht um einen kunsthistorischen Zusammenhang – eine akademische Angelegenheit, doch immerhin von großer Vielfalt. kli

Vom 28. April bis zum 21. Juli