Widerstand gegen Elite-Uni

Gegen die geplante Business-School im Staatsratsgebäude regt sich Protest. Kulturfunktionäre fordern ein öffentliches Zentrum für Wissenschaft und Kultur

Eine große Koalition aus Kultur und Wissenschaft gegen die Spitzen der deutschen Wirtschaft – entlang dieser Konstellation spitzt sich der Streit um die künftige Nutzung des Staatsratsgebäudes am Schlossplatz zu. Den Plänen, in dem traditionsreichen Bau eine private Elitehochschule einzurichten, setzten gestern Vertreter kultureller und wissenschaftlicher Einrichtungen ihren gemeinsamen Widerstand entgegen: „Eine Business School braucht es in Berlin, aber nicht an diesem Ort“, sagte Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin. Es wäre eine „große Verfehlung“, das Staatsratsgebäude als Monument deutscher Geschichte für private Belange zu nutzen.

Die Vertreter der Einrichtungen wollen statt dessen den Bau, der schon Erich Honecker und Gerhard Schröder beherbergte, zu einer „Agora einer modernen Bürgergesellschaft“ entwickeln. „Wir können ein Zentrum der öffentlichen Begegnung von kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen schaffen“, sagte Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung.

Krüger begrüßte die Empfehlung der internationalen Expertenkommission für die Neugestaltung des Schlossplatzes. Demnach soll es im Staatsratsgebäude schon ab 2003 eine Vorschau auf das im Schlossneubau geplante „Humboldt-Forum“ geben. Dazu gehören die außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Fundus des Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik sowie die Zentral- und Landesbibiothek Berlin.

Laut der einstimmig verabschiedeten Empfehlung sollen im Staatsratsgebäude außerdem eine Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung, Ausstellungen des Bonner Hauses für Geschichte und Veranstaltungen der Architektenkammer zum zeitgenössischen Städtebau Platz finden. Nach den Worten Krügers will zudem die Berlinale den Kinosaal des Baus nutzen, um eine Plattform für den außereuropäischen Film zu etablieren.

Krüger sprach von einer „neuen musealen Verknüpfung von Kultur, Wissenschaft und Zeitgeschichte“, die täglich Tausende Besucher anziehen werde. Die Politik müsse jetzt die Chance ergreifen, die historische Mitte zu beleben, und nicht erst in zehn, zwölf Jahren, wenn der Schlossneubau fertiggestellt sein werde. Das Staatsratsgebäude sei noch bis Ende des Jahres 2002 vermietet, danach könnten die Einrichtungen mit ihrer Arbeit beginnen.

Allerdings scheint man auf der politischen Ebene nicht abgeneigt, das Staatsratsgebäude deutschen Spitzenunternehmen für die im Herbst geplante „European School for Management & Technology“ zu überlassen. Der Senat zumindest ist von der Ansiedlung der privaten Elite-Hochschule hellauf begeistert; Im Kanzleramt soll es sogar Überlegungen geben, die schätzungsweise 100 Millionen Euro schwere Immobilie im Herzen der Stadt für den symbolischen Preis von nur einem Euro an die Business School abzutreten.

Eine gemeinsamer Bezug des Baus durch Elitehochschule und „Humboldt-Forum“ ist dagegen unwahrscheinlich. „Eine private Universität und eine öffentliche Nutzung sind unvereinbar“, sagte Peter Conradi, Präsident der Bundesarchitektenkammer. „Da muss die Politik eine Entscheidung treffen.“

Die Expertenkommission zur Neugestaltung des Schlossplatzes habe aber „mit Befremden“ aus der Zeitung erfahren, dass der Senat unter Umgehung der Kommission die Ansiedlung der Business School betreibe, so Conradi. Das sei „ungehörig“ und habe für „erheblichen Unmut“ gesorgt. MAXIMILIAN POHL