Sympathisanten …

„Stammheim, das war Mord!“ Das war – und ist teilweise noch – das Dogma in der linksautonomen Szene der Bundesrepublik. Die These vom Mord wurde Legitimation für die eigene Militanz – weit über das Lager der RAF-Anhänger hinaus. Wer sie bestritt, galt als Schwein.

Als das frühere RAF-Mitglied Karl-Heinz Dellwo 1998 in einem Interview mit dem taz.mag als erster Exmilitanter öffentlich die Mordthese verwarf, musste er sich prompt in einem Leserbrief belehren lassen: „Dellwo berücksichtigt nicht, dass es keine rein deutsche Geheimdienstaktion war, sondern andere Geheimdienste wohl federführend waren.“

Obendrein habe er die kritischen Ergebnisse einer Internationalen Untersuchungskommission unberücksichtigt gelassen. Wie sie hatten sich alternative Rechercheure mit der Todesnacht beschäftigt – mit dem (erhofften) Ergebnis, dass sich die drei Gefangenen nicht selbst erschossen haben konnten. „Sand unter Baaders Schuhen“ war der Satz, den sich die Szene später zuraunte: Damit mutmaßend, dass die GSG 9, aus der Wüste um Mogadischu kommend, die RAF-Gefangenen exekutiert habe.

Das weitere Terroristische Umfeld (wie das Bundeskriminalamt die Szene begriff), das die Mordthese am vehementesten vertrat, schätzten die Fahnder Ende der Achtzigerjahre auf rund zweitausend Personen. „Politische Agitation zur Vermittlung der militärischen und militanten Unternehmungen“ nannten sie in ihrer Bürokratensprache die Aufgaben der Sympies. Sie organisierten die Solidaritätsveranstaltungen für die inhaftierten RAF-Mitglieder (vornehmlich unter Titeln wie „Isohaft ist Folter“ oder „Freiheit für XY“).

Wichen die dem Milieu nicht gänzlich unverbundene Medien vom linksradikalen Mainstream ab, wurde schon mal deren Redaktionen – wie die der taz im Frühjar 1989 beim zehnten Hungerstreik der RAF-Gefangenen – besetzt. WG