Vorhang zerschnitten

■ Kammerspiele: Intendanten geben auf

„Sieben Jahre sind genug.“ Ulrich Waller, Intendant der Hamburger Kammerspiele, hat das Handtuch geworfen: Zum Ende der kommenden Spielzeit haben er und Mitintendant Ulrich Tukur den Vertrag mit Kammerspiel-Erbpächter Jürgen Hunke gekündigt, der Ende Juli 2003 ohnehin ausgelaufen wäre. Der Grund: Die klare Absage der Kulturbehörde an eine Subventionserhöhung für das – so Waller – „chronisch unterfinanzierte Haus, dem jährlich rund 150.000 Mark fehlen“. Auch für die von Waller auf 200.000 Mark bezifferten umbaubedingten Einnahmenverluste will die Behörde nicht aufkommen. „Wir haben kein Geld“, sagt Behördensprecher Andreas Ernst.

Doch damit nicht genug: Auch die Zahlung jeglicher Subvention an die Kammerspiele zog die Behörde jüngst in Zweifel und forderte ein Wirtschaftsgutachten, das die Entschuldung des Hauses bis 2003 sicherstellt. Wenn das Testat vorliegt – und laut Waller ist es bereits wasserdicht – will die Behörde entscheiden, „damit wir sichergehen, dass wir keine Steuergelder in ein Konkurs gehendes Haus stecken“, so Ernst.

Eine merkwürdige Argumentation angesichts der Tatsache, dass selbst behördlicherseits intern in der Vergangenheit immer wieder zugegeben wurde, dass die Kammerspiele im Vergleich zu anderen Privattheatern unterfinanziert sind. Bislang kam allerdings niemand auf die Idee, darob ein Testat einzufordern.

Jürgen Hunke indes ist, was seinen Dauerstreit mit Waller betrifft (taz berichtete), aus dem Schneider. Auf die Frage, ob er Waller nicht sowieso habe kündigen wollen, „brauche ich ja jetzt nicht mehr zu antworten“, sagte er gestern gegenüber der taz: „Da ist mir Herr Waller, dessen künstlerisches Programm ich immer geschätzt habe, ja jetzt zuvorgekommen.“ ps