Technologiepark: Umstrittene Ausbeulung nach Westen

■ Der Beirat Horn-Lehe vermisst langfristige Ideen / Firmen kümmern sich selbst ums Urbane

Eine Woche, bevor der politische Kompromiss zur Erweiterung des Technologieparks in der Baudeputation zur Abstimmung kommt, befasste sich vorgestern der Beirat in Horn mit dem Dauerbrenner. Der Vorschlag zur Güte – nämlich weder das Kleingartengebiet im Osten noch das Hollerland im Norden anzutasten, sondern westlich in Richtung Kuhgrabenweg Fläche dazuzugewinnen – stieß auf wenig Gegenliebe und wurde von Anwohnern und Beiratsmitgliedern zum Teil scharf kritisiert.

Wie lange wird die Erweiterungs-fläche reichen? Ist der Kompromiss nicht ein fauler, weil in ein paar Jahren doch wieder die Kleingärten oder das Hollerland auf der Tagesordnung stehen? Warum werden nicht andere, ebenfalls gut gelegene Flächen wie die Hafenreviere oder der kränkelnde Oberneuländer Büropark für die Ansiedlung von Technologiefirmen erschlossen? Wieso opfert man die einzige grüne Frischluftschneise vom Bürgerpark bis an die Wümme einer kurzfristigen Planung?

Zustimmung erntete Stadtplaner Robert Lemmen, der die neuen Vorhaben vor dem Stadtteilparlament vertrat, lediglich beim Thema Verdichtung. Rund zehn Hektar können innerhalb des Technologieparks mit Neubauten erschlossen werden. Durch höhere Bebauung – bis zu sechs Geschosse an den Hauptachsen – können die Grundstücke außerdem besser genutzt werden. „Zusammen mit der Fläche zwischen Uni und Bahnlinie, die schon jetzt bebaut wird, kann das die nächsten zehn Jahre reichen“, hofft der Sprecher der SPD-Fraktion im Beirat, Steinhoff.

„Mit der Innenverdichtung, das ist so eine Sache“, sagt dagegen Lutz Ruminski, Sprecher der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG), die die Grundstücke an der Uni für die Stadt vermakelt, auf taz-Nachfrage. „Die kleinen Firmen, die dort hinwollen, legen Wert auf ihre eigene individuelle Architektur, und das setzt der Verdichtung Grenzen.“ Die Hoffnung der SPD und der Grünen im Beirat Horn, dass die 20 Hektar jenseits des Kuhgrabenwegs erst vermarktet werden, wenn die anderen Flächen vollgelaufen sind, hat sich damit erledigt. „Wir brauchen die Zusatzflächen und vermarkten sie gleichwertig“, so Ruminski.

Auch gibt es keine rechtliche Handhabe, Anforderungen wie den Bau von Tiefgaragen oder eine Mindestgeschosshöhe gegen die Interessen der Investoren durchzusetzen. „Die Frage ist jetzt: Gelingt es, den richtigen Investor für das richtige Grundstück zu finden“, so Planer Lemmen. Als Verhandlungs-partner steht die Stadt auf diesem Gelände aber, so Lemmen, in recht guten Schuhen. Der Technologiepark ist wegen der Autobahnanbindung eines der wenigen Gewerbegebiete, in dem die Nachfrage von knapp drei Hektar pro Jahr nicht nachlässt. Ein Umleiten der Investoren in andere freie Flächen hält BIG-Sprecher Ruminski nicht für erfolgsträchtig: „Die Firmen suchen die Nähe zur Uni“, glaubt er. Auf die Frage, wie die BIG sicherstellt, dass es auch wirklich in erster Linie Technologiefirmen sind, die sich dort ansiedeln, weiß er: „Wir verkaufen grundsätzlich nur an Firmen mit einem solchen Hintergrund“. Viele Unternehmen betätigen sich dann allerdings als Bauherren, um sich selbst Expansionsmöglichkeiten offen zu halten – und vermieten in der Zwischenzeit an wen sie wollen.

Das größte Manko des Gewerbeparks nimmt ein kleiner Kreis von Unternehmern jetzt selbst in die Hand. In der „Interessengemeinschaft Technologiepark“ wollen sich Firmen – unter anderem OAS und der Unternehmer Niemeyer um die Ansiedlung von Tankstellen, Restaurant und Fast-Food-Ketten für die rund 6.000 Angestellten im Technologiepark kümmern. hey