„Jetzt lernt ihr mich kennen“

Rudi Völler gibt im Wahrheit-Interview seine Zurückhaltung auf und redet Klartext

„Die Saudis verstehen nur eine Sprache: grausames Grätschen, höllisches Ballern ohne Pause“

Seit der Meistertechniker Mehmet Scholl seinen unwiderruflichen Verzicht auf die Teilnahme an der WM bekannt gegeben hat, weint ganz Deutschland. Nur einer nicht. Teamchef Rudi Völler hat jetzt aus Wut über Scholls Rücktritt seine legendäre Zurückhaltung abgelegt und Wahrheit-Reporter Jürgen Roth ein Interview gegeben, über das man noch lange sprechen wird. Zu Scholl wollte er sich allerdings nicht mehr ausführlich äußern. Den habe er „gedanklich ein für alle Mal zum Mond geschossen“.

taz: Hallo, Herr Völler, Sie sind viel unterwegs, Sie sind ein gefragter Mann. Schön, dass Sie für uns Zeit …

Völler: Ja, kommen Sie schon zu Pott. Ich hab meine Zeit auch nicht mit dem Löffel gefressen.

Gut, den Pott, den wollen …

Der Pott geht mir am Arsch vorbei. Es sei denn, er sitzt drauf.

Der Pott?

Der Arsch, Mann! Welche Fürze haben Sie eigentlich im Kopf?

Würden Sie es als, ähem, Furz im Kopf bezeichnen, wenn wir Ihnen und Ihrer Mannschaft den Titel zutrauen würden?

Hm.

Anders gefragt: Sie gelten als besonnener, bedächtiger Mensch, der die Chancen bei einem so bedeutenden Turnier wie der Weltmeisterschaft genau abwägt, sich zu keinen voreiligen Prognosen hinreißen …

Mir reißt langsam der Geduldsfaden auf! Was wollen Sie eigentlich? Was wollen Sie wissen?

Gut, ja, also: Herr Völler, so herum gefragt: Sie gelten als ruhiger Zeitgenosse, der sich die Zeit nimmt …

Zeit! Zeit! Die Zeit ist der schlimmste Feind des Menschen – nach dem Iren, dem Araber und dem Neger! Was soll ich gelten, wenn ich die Zeit nicht zu meinem Sklaven mache? Die Zeit ist eine Drecksau. Ich gelte, ich gelte! Was ich schein’, muss ich nicht sein! Verstehnse? Nee. Natürlich nicht.

Bis zum ersten Gruppenspiel gegen Saudi-Arabien haben Sie noch etwas Zeit. Wie werden Sie die Mannschaft vorbereiten? Wird es besondere Trainingsmaßnahmen geben, um das Team auf diesen weithin unbekannten, sehr unbequemen Gegner einzustellen?

Die Einstellung muss stimmen, das ist erst mal klar. Wenn nicht klar ist, und ich sage glasklar: wenn nicht arschklar ist, dass man gegen die Bin-Laden-Bimbos in die Eisen gehen muss, dann können wir gleich nach Hause gehen. Oder zu Hause bleiben. Die Saudis verstehen nur eine Sprache: grausames Grätschen, tückische Tacklings, höllische Offensive, Ballern ohne Pause. Da muss man schon mal die Spielkultur ins Klo kloppen und runterspülen.

Sie erwarten einen Kampf auf Biegen und Brechen?

Wo leben Sie denn? Bier gegen Beten, lautet die Geheimparole. Die Saudis sind – sprechen Sie doch den Namen mal richtig aus: Sau-dis –, die Saudis, die sind a priori erst mal Saukerle, die keine andere Sprache verstehen als die Sprache, na ja, Sie wissen schon, harte Gangart und so weiter.

Ein Rezept auch gegen die Iren?

Die Irren? Haha. Da lache ich mir nur einen Arm ab.

Am Spielfeldrand geben Sie oft mit heftig wedelnden Armen Anweisungen an Ihre Spieler …

Ja, die Penner wedeln sich gerne abends noch einen von der Kiefer, und dann sind die auf dem Platz schlapp wie weiche Leiste – Herbergers Säftelehre, schon mal was gehört von? Na, dann muss ich denen mit den Armen einen in den Arsch treten, damit die endlich rennen. Und zwar nicht zum nächsten Arsch, sondern auf den nächsten Mann.

Die Deckungsarbeit wird wichtig sein

Decken hin, decken her. Nutten im WM-Quartier, wie 1986 in Mexiko von Toni Schumacher gefordert, wird es bei mir nicht geben. Wer will, muss ja nicht mit dem Arsch zur Wand pennen.

Nun, abseits der F-Frage, der Frauenfrage …

Der Fuckfrage?

Dass die Abwehr wieder schläft wie vor vier Jahren im Viertelfinale gegen Kroatien, das wird diesmal nicht passieren?

Da können Sie Galle fressen drauf.

Herr Völler, die Öffentlichkeit kennt Sie gar nicht mit solchen Kraftsprüchen.

Was die Öffentlichkeit von mir kennt und denkt, interessiert mich einen feuchten Feudel. Jetzt lernt sie mich kennen.

Herr Völler, wir danken Ihnen jedenfalls für dieses Gespräch und wünschen Ihnen und Ihrer Mannschaft alles …

Gern geschehn.