Politische Ignoranten

betr.: „Sachsen-Anhalt will es anders“, taz vom 23. 4. 02

Bettina Gaus’ Beiträge zu lesen ist fast immer ein Genuss, weil die taz-Journalistin es wie nur weniger ihrer Zunft versteht, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Über ihren Kommentar zu den Ergebnissen der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt kann man allerdings nur staunen.

Mit dem Resultat des Urnengangs vom vergangenen Sonntag, so Frau Gaus, werde „der Wunsch eines beständig wachsenden Teils der Bevölkerung“ artikuliert, „bei Wahlen echte Alternativen angeboten zu bekommen“. Der Kommentatorin ist zuzustimmen, dass es immer schwieriger wird, sich für die „richtige“ Partei zu entscheiden, seitdem sich fast alle KonkurrentInnen in der so genannten Mitte gegenseitig auf die Füße treten. Und weil das leider so ist, deshalb haben gut 13 Prozent von denen, die von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben, für die FPD votiert? Ausgerechnet für die nach eigenem Verständnis klassische Partei der Mitte?

Die Menschen in Sachsen-Anhalt seien berechenbar und lernfähig, lässt uns Bettina Gaus wissen. Na klar, so berechenbar und lernfähig, dass vor vier Jahren 13 Prozent DVU gewählt haben und diesmal zur Abwechslung halt Westerwelles und Möllemanns Verein.

[…] Es ist wohl eher so, wie unlängst der Chef des renommierten Meinungsforschungsinstituts Emnid, Klaus-Peter Schöppner, überraschend freimütig konstatierte: „Die Deutschen sind ein Volk politischer Ignoranten“ (Neue Westfälische vom 13./14. 4. 02). Die Leute hörten bei politischen Themen nicht mehr richtig hin, und mit dem Interesse seien auch die Kenntnisse immer geringer geworden. […] UWE TÜNNERMANN, Lemgo