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Die Kronenzeitung aus Wien begrüßt die Aussagen des Papstes zum sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Würdenträger: Satellitenschüsseln und Übertragungswagen auf dem Petersplatz, als ob schon das Konklave tagte – der Papst brauchte nur aus seinem Fenster zu schauen, um sich von der Medienpräsenz wegen des Skandals um priesterliche Kinderschänder in den USA zu überzeugen. Für Johannes Paul II. war jedoch nicht die Angst vor der Presse oder der öffentlichen Meinung ausschlaggebend; es war seine eigene moralische Entrüstung, die ihn zu einer eindeutigen Verurteilung solcher Verfehlungen veranlasste. Trotz der äußeren Gebrechlichkeit lieferte der Papst so den um ihn versammelten amerikanischen Kardinälen eine Probe seines ungebrochenen Willens und auch seiner Strenge und Härte. Die offenen Worte Johannes Pauls sollten in der ganzen Weltkirche ihre Wirkung tun. Lange genug hatte die Hierarchie geglaubt, mit solchen wie den US-Fällen in aller Stille umgehen zu können.

Il Messaggero aus Rom dagegen meint: Nicht nur die zahlreich anwesenden Medienvertreter hatten von Rom ein Drama reich an Höhepunkten ganz nach der Art Hollywoods erwartet. Stattdessen haben sie ein Dokument bekommen, das die traditionellen Prinzipien eines sehr orthodoxen Katholizismus bekräftigt: Die Bischöfe in den Vereinigten Staaten haben den zwischen ihren Kardinälen und dem Vatikan erzielten Kompromiss zum Pädophilen-Problem innerhalb des katholischen Klerus mit Verwirrung und Enttäuschung aufgenommen. Die Abschlusserklärung der römischen Gespräche hat in besonderer Weise die Opfer der Übergriffe enttäuscht.

Corriere della Sera aus Mailand kommentiert zum selben Thema: Während die US-Medien in ihrer Mehrheit den Vatikan sowie die amerikanischen Bischöfe und Kardinäle kritisieren und ihnen vorwerfen, keine angemessenen Maßnahmen ergriffen zu haben, äußert sich das Weiße Haus nicht einmal dazu und erklärt, das Problem der pädophilen Priester liege allein in der Kompetenz der Kirche. Diese Zurückhaltung des Weißen Hauses, den Skandal öffentlich anzusprechen, ist symptomatisch für das tiefe Unbehagen, das der Skandal in der US-amerikanischen Politik verursacht hat. Alles wird nun von den Kardinälen und Bischöfen abhängen. Aber die Mehrheit in Amerika ist skeptisch: Bereits vor zehn Jahren wurden fünf Verhaltungsregeln für den Umgang mit pädophilen Priestern herausgegeben, die jedoch häufig unbeachtet blieben.