Zeit erfahren mit „Mes Amis“

Die Zeit ist das, was sich der Darstellbarkeit entzieht. Wie lässt sich nun aber Zeit einschließen in eine Erzählung, die immer auch in eine Zeit eingebettet sein muss,? Wie lässt sich die Zeit einfangen im Film? Wie lässt sich ein Augenblick darstellen? Wo doch jeder erfahrene Augenblick, eingespannt ist zwischen vergehender Gegenwart und nahender Zukunft?

Gerade diese Zerrissenheit der Zeiterfahrung ist es, die ein stillgestelltes oder bewegtes fiktives Bild nicht scheint vermitteln zu können und die dem Menschen durch ihre Unzugänglichkeit auch Angst bereitet. So werden die Aporien der Zeiterfahrung durch die Narration und die Medialität nur noch komplizierter. Kann die Musik als Zeit- und Raumkunst vielleicht weiterhelfen?

Jürgen Heiter nimmt diese Paradoxien der Zeiterfahrung als Ausgangspunkt für einen narrativen Filmessay, der in Mes Amis seine Figuren auf die Suche nach der Darstellbarkeit von Zeit schickt. Ausgangspunkt für diese Suche ist eine radikale Kontingenzerfahrung, die einen reichen Comte förmlich aus seiner Zeit reißt und in dieser Zäsurierung die großen Fragen der Philosophie aufwirft. Als der Comte seiner Geliebten nachreist, um sie endlich zu heiraten, hat das Schicksal bereits einen Strich durch seine Rechnung gemacht: Soeben wird nämlich der Sarg der Geliebten aus dem Krankenzimmer gebracht - sie starb bei einem Autounfall.

Die zuvor glücklich durchwanderten Landschaften tragen beim Rückweg die Spuren trauriger Erinnerung. Der Comte fühlt sich, als müsste sein Bild aus jedem Spiegel verschwunden sein. Andere Figuren werden eingewoben in diese narrative Bewegung und dem Projekt des Comtes, etwas über die Darstellbarkeit einer Zeiterfahrung zu erfahren, verpflichtet. Geld beginnt zu zirkulieren und die Figuren in unterschiedliche Positionen zu bringen.

Dabei ist das Besondere, dass der Film über seiner Zeitfrage allmählich eine zeitlose Schwebe bekommt, sodass man ganz sanft von der Geschichte davongetragen wird. Stationen ziehen vorüber, mögliche Freunde kommen in den Blick, die Liebe wird gesucht und bleibt stets ungefunden. Nur die Zeit, die bleibt das Rätsel. Ein ungewöhnlicher Film ist Mes Amis von Jürgen Heite. Ein unbedingt sehenswerter Film dazu!

Stefanie Maeck

Dienstag, 30. April, 21.15 Uhr, Metropolis