KZ-Gedenken am Schützenhof

■ Eine Gedenktafel in Gröpelingen erinnert an deportierte Sinti und Häftlinge

Seit gestern erinnert eine Gedenktafel am Schützenhof in Gröpelingen an die Sinti und Roma, die 1940 und 1941 von dort aus über Hamburg ins Vernichtungslager Belczek deportiert wurden. Außerdem ist die Tafel den Häftlingen des Konzentrationlagers im Schützenhof gewidmet – eine Außenstelle des KZ Neuengamme, in dem 267 Häftlinge ums Leben gekommen sind. Raimund Gaebelein vom Verein der Verfolgten des Nazi-Regimes hatte zur Einweihung gestern Abend 14 ehemalige Neuengamme-Häftlinge, Hinterbliebene und Nachkommen eingeladen. „Fast 250 Gefangene starben in dem Lager im Schützenhof zwischen Januar und April 1945. Sie wurden buchstäblich ausgehungert“, weiß Gaebelein, der selbst in Gröpelingen wohnt und lange zum Thema recherchiert hat. Dass die Tafel jetzt, nach 57 Jahren, aufgestellt wird, ist seiner Recherche zu verdanken. Nicht einmal die im Schützenhof ansässige Bremer Schützengilde, die sich bei der Umsetzung sehr kooperativ gezeigt habe, habe vom Lager gewusst. Das Vereinsheim der Gilde war 1939 von den Nazis beschlagnahmt worden. Nach Kriegsende bekam der Verein sein Grundstück wieder. Das Vereinsheim war 1943 zerbombt worden.

Die KZ-Häftlinge, die aus 14 Nationen stammten, arbeiteten zwangsweise für die Firma Deschimag auf der AG Weser an U-Booten im Bunker Hornisse. Eine weitere Gedenktafel soll demnächst an diesem Bunker, dem Ende des stets von bewaffneten Kapos begleiteten Arbeitsweges, angebracht werden. So haben sich auch der Arbeiterverein Use Akschen (AG Weser) und der Betriebsrat der Stahlwerke für die Erinnerungstafel stark gemacht. Maßgeblich, so Gaebelein, hat auch die Geschichtswerkstatt Gröpelingen das Vorhaben vorangebracht.

Dass auch der Sinti und Roma, die von dort aus in den sicheren Tod deportiert wurden, erst jetzt gedacht wird, hat laut Ewald Hanstein, dem Vorsitzenden der Bremer Sinti und Roma, einen einfachen Grund: „Wie wussten nicht, dass von dort aus Deportationen stattgefunden haben“, so der 74-Jährige, der den Holocaust trotz Auschwitz überlebte und der sich seither der Gedenkstättenarbeit in ganz Deutschland widmet. Vor sieben Jahren wurde am Kulturzentrum Schlachthof eine eiserne Tafel aufgestellt, die an die Deportation der Sinti und Roma im März 1943 erinnert. Die erste Welle der Abschiebung in die Vernichtung fand aber bereits 1940/41 von Gröpelingen über den Oslebshauser Bahnhof statt. „Man schätzt, dass damals 132 Menschen deportiert wurden“. Sie mussten im polnischen Belczek das Konzentrationslager aufbauen, das ab 1942 Vernichtungslager war. Elke Heyduck