Patt auf den Färöer-Inseln

Die Parlamentswahlen bringen keine Klarheit über den künftigen Kurs gegenüber Dänemark. Gegner und Befürworter einer Unabhängigkeit liegen gleich auf

STOCKHOLM taz ■ Die BewohnerInnen der zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln tun sich schwer mit der Selbstständigkeit. Die Parlamentswahlen am Dienstag erbrachten zwischen den Parteien der BefürworterInnen und GegnerInnen der Unabhängigkeit ein Patt: Je 16 Mandate entfallen auf beide Gruppen. Die Wahlkampffrage Selbstständigkeit hatte die Menschen mobilisiert: Mit über 91 Prozent hatte die Beteiligung Rekordhöhe. Die GegnerInnen der Unabhängigkeit gewannen mit 51,3 Prozent nicht nur knapp. Die WählerInnen machten auch die konservative „Sambandspartiet“, die am entschiedensten an der Verbindung zu Dänemark festhalten will, mit 26 Prozent zur stärksten Partei. Vorsitzende Lisbeth Petersen dürfte Chefin der Autonomieregierung werden.

Högny Hoydal, Chef der bislang größten Partei, der linksgerichteten Republikaner, und die beiden anderen Parteien der bisherigen Koalitionsregierung hatten die Wahlen zur Vertrauensabstimmung über die Selbstständigkeitspolitik erklärt. Diese Politik will die Bindung an Dänemark schrittweise lösen und spätestens 2012 ein Referendum über einen souveränen Staat durchführen. Bis dahin sollten die 18 Atlantikinseln mit ihren 45.000 EinwohnerInnen wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen. Bislang wird der Etat zu einem Drittel von Kopenhagen finanziert. Wirtschaftlich sind die Färöer fast ganz vom Fisch abhängig. Nachdem Probebohrungen in den Territorialgewässern aber Hinweise auf Erdöl- und Erdgasvorkommen ergaben, könnte sich das Bild ändern.

Anfang der 90er-Jahre waren die Inseln in Folge eines Fischereitiefs in eine ökonomische Krise geschlittert und hingen jahrelang am finanziellen Tropf Kopenhagens. Für die BefürworterInnen einer Loslösung vom Mutterland ist dies nur ein weiteres Argument: Die Krise sei primär über das von Dänemark bestimmte Bankensystem verursacht worden und so groß geworden, weil es Kopenhagen nur um die Interessen des dänischen Finanzkapitals gegangen sei.

Die Färöer wurden im 16. Jahrhundert dänische Kolonie. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in den Schulen der Gebrauch der färingischen Sprache erlaubt und in einem Selbstverwaltungsakt von 1948 bestimmt, dass kulturelle wie andere innerfäringische Fragen der Selbstverwaltung überlassen sein sollten. Die dänische Gesetzgebung bedarf der Zustimmung des färingischen Parlaments und die Färöer sind nicht EU-Mitglied – gehören aber zur Nato. Verhandlungen mit Kopenhagen über eine Selbstständigkeit waren 2000 gescheitert. Die neue dänische Regierung hat zwar klar gemacht, für Gespräche offen zu sein. Doch jetzt scheint bei den Färöern das Interesse geschwunden zu sein. REINHARD WOLFF