Heilender Pokal

Der Europapokalsieg setzt beim THW Kiel neue Kräfte für die Meisterschaft frei - 27:25 gegen Favorit Lemgo

Vier Wochen ist es jetzt her, seit THW-Manager Uwe Schwenker am Rande des Final Four-Turniers in Hamburg erklärte, dass die Saison für seine Mannschaft endgültig gelaufen sei. Einige Minuten zuvor kassierte der THW Kiel mit 28:34 gegen den TBV Lemgo eine seiner bittersten Niederlagen. Sowohl Schwenker als auch der Kieler Coach Noka Serdarusic lamentierten über das schicksalshafte Verletzungspech, welches ihre Mannschaft in dieser Saison heimsuchte und erklärten nach dem Pokalaus, das die Meisterschaft keinesfalls mehr ein Thema für sie sei.

Nichts als Schaumschlägerei. Fishing for compliments. Eine Geste, die der THW bisher nie nötig hatte. Und jetzt das. Vermeintliche Spitzenclubs, egal ob auf europäischer oder nationaler Ebene, Barcelona oder Lemgo, beugen sich der Leistung lädierter Lamentierer. Zunächst wird das erfolgreichste europäische Team des vergangenen Jahrzehnts aus Barcelona um einen weiteren Pokal erleichtert, bevor nun die Revanche gegen den deutschen Pokalsieger Lemgo gelang, mit dem der THW sich wieder in das Titelrennen zurückhumpelte.

„Der THW Kiel ist und bleibt eine Spitzenmannschaft“, macht Fynn Holpert, Manager des TBV Lemgo, allen klar, die der gespielten Unterwürfigkeit der Kieler auf den Leim gegangen waren. „Der THW ist in der Lage Deutscher Meister zu werden“, droht Holpert allen, die Kiel in den verbleibenden fünf Bundesliga-Spieltagen unterschätzen könnten. Zu gern würde Holpert mit seinem Team Deutschland, das aus einer Vielzahl von Nationalspielern zusammengesetzt ist, den Titel holen. „Aus unserem Matchball für die Meisterschaft ist nun wieder ein Dreikampf geworden“, gab er sich resigniert.

Die THW-Führung versucht sich dagegen weiter ungläubig die Augen zu reiben. „Ich hätte dieses Ergebnis nicht erwartet“, erklärte Serdarusic, während Schwenker erneut den Hut vor seinem Team, „das trotz der vielen Verletzungen da oben steht“ zog. Der Sieg in der „persönlichen Champions League“ (Schwenker) gegen Barcelona wird die Blessuren schneller geheilt haben. Oke Göttlich