Puppetmastaz

Das Phänomen von Boygroups, inzwischen volljährige LeserInnen werden sich noch erinnern, scheint an Bedeutung eingebüßt zu haben. Inzwischen ist aus der Musik- eine umfassende Unterhaltungsindustrie geworden, man castet auch schon mal gemischtgeschlechtliches Personal zusammen, und manchmal braucht es nicht mal mehr Musik: Dann werden Nachwuchsschauspieler samt Daily-Soap-Rahmenhandlung zu Popstars.

Das war anders, als sich vor ein paar Jahren ein gewisser Mr. Maloke genötigt sah, dem eingangs erwähnten das Konzept der „Toygroup“ entgegenzusetzen. Der Maulwurf rief „die härtesten Puppen der Welt“ auf, nach Berlin zu kommen, und Skijacken tragende Frösche, miesepetrige Schweine und Plüschhasen mit anzüglichem Humor folgten. Ein breakbeat- wie mummenschanzerprobtes Umfeld zwischen Keller-Dub-Humor, digitalem Hardcore und Puppentheater-Studium stand dort bereit. Neben Bomb20 und Max Turner soll auch ein gewisser Chilly Gonzales dem „Wu-Tang Clan des Steifftierkosmos“ (taz) bereits assistiert haben.

Auf der Bühne geben sich die Puppetmastaz kaum Kinderkanal-tauglich, schnattern und bellen durcheinander, schimpfen, fluchen und rauchen, nicken mit den Köpfen zu merkwürdigen Rhymes. Und ehe dann noch der King persönlich vorbeischaut, ist das Publikum nachdrücklich und ganz nebenbei auf die Zusammenhänge von Realness-Benimm und Kasperletheater hingewiesen worden.

An der Berliner Volksbühne führten die Puppen vor einiger Zeit ihr Weihnachtsstück XXX-Calibur auf, in dem „das Fest der Liebe grobschlächtig mit den Attentaten in New York und der Lage in Afghanistan zusammengebracht wurde, ohne dass HipHop zu kurz kam“, wie Rezensenten berichten. Eine ernst zu nehmende Slapstickveranstaltung sind sie auch ohne durchgängige Handlung.

ALEXANDER DIEHL

Sonnabend, 22 Uhr, U-Bar (Große Freiheit 39)