Keine Weiterbildung

Das einzige berufsbegleitende Studium für deutsche JournalistInnen wird vorläufig eingestellt

BERLIN taz ■ Das Klischee, dass Journalisten nur halbgescheit sind, droht endgültig wahr zu werden. Die einzige berufsbegeleitende Universitätsausbildung für Medienleute in Deutschland bricht zusammen: Der Studiengang Journalisten-Weiterbildung (JWB) an der Freien Universität Berlin wird dieses Jahr nach taz-Informationen nicht mehr ausgeschrieben.

Der Institutsrat für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft beschloss dies, weil die Uni-Leitung JWB-Mitarbeiter, die weggehen, nicht mehr ersetzt. Der kommissarische JWB-Leiter Professor Hans-Jürgen Weiß erklärte, eigentlich wäre es angesichts der prekären Personalsituation „sachlich geboten“, den Jahrgang, der gerade das Studium beginnt, nach Hause zu schicken. Diese hätten aber einen Rechtsanspruch auf das drei Jahre dauernde fächerübergreifende Fernstudium. Weiß droht als Ersatzchef zum 1. August aufzuhören, wenn die Uni-Leitung bis dahin die im Stellenplan garantierte Professur Journalistische Praxis/Medienmanagement nicht ausschreibt, zu der auch die wissenschaftliche Leitung der JWB gehört. Erst nach der Wiederbesetzung der Professur, die sich bis zu vier Jahre hinziehen kann, werde über Weiterführung oder Neuorganisation des Studienangebots entschieden.

Gegen die Rotstiftaktion der FU protestierte der Journalist und Schriftsteller Wolf Schneider bereits in einer Branchenzeitung: „Diese Pläne sind ein Schlag gegen die Weiterbildung auf universitärer Ebene schlechthin.“ Die JWB schlage die „oft vermisste Brücke zwischen Uni und Praxis“. Für die vorerst letzten 40 Studienplätze bewarben sich über 100 Journalisten. Wer zum Zug kam, zahlt 313 Euro pro Semester und lernt Geschichte, Kommunikationswissenschaft, Wirtschaft, Politik und Recht.

OLIVER HINZ