Gezielt auf Touristen

Spuren des Anschlags auf die Synagoge von Djerba führen offenbar zu al-Qaida. Deutschland drängt auf Festnahme von Al-Tawhid-Führer

BERLIN dpa/rtr/ap ■ Der Anschlag auf der tunesischen Ferieninsel Djerba hat sich offenbar gezielt gegen Touristen gerichtet. Nach Informationen des ARD-Magazins „Report“ lägen den deutschen Sicherheitsbehörden entsprechende Zeugenaussagen vor. Inzwischen verdichten sich auch Hinweise, dass das Attentat bei der Synagoge in Zusammenhang mit der Terrororganisation al-Qaida steht. Der Attentäter, der Tunesier Nawar, soll sich vor anderthalb Jahren in einem Trainingscamp in Afghanistan aufgehalten haben, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Laut Angaben der ARD hätten die tunesischen Fahnder außerdem ein Satellitentelefon des Typs sichergestellt, das auch von Al-Qaida-Kämpfern benutzt werde. Von dem Telefon aus sei noch am Morgen des Anschlags nach Pakistan telefoniert worden, wo die Sicherheitsbehörden Al-Qaida-Verstecke vermuten.

Die arabische Zeitung al-Hayat veröffentlichte am Samstag ein Bekennerschreiben einer „Islamischen Armee zur Befreiung der heiligen Stätten“. Darin heißt es, Nawar habe „das Ziel observiert, fotografiert und studiert“, um „Schwachpunkte festzustellen und den Angriffspunkt zu bestimmen“. Die Islamische Armee soll zum Netzwerk Ussama Bin Ladens gehören. Sie hatte schon 1998 die Verantwortung für Bombenanschläge auf Botschaften der USA in Afrika übernommen. In der Erklärung heißt es: „Al-Qaida hat ihr Versprechen gehalten, das World Trade Center anzugreifen, weil es ein großes jüdisches Finanzzentrum war.“

Der Anschlag auf Djerba war laut Süddeutscher Zeitung sorgfältig geplant: Der Attentäter habe gewartet, bis Touristen an der Synagoge eingetroffen seien. Erst dann brachte er den Lastwagen zur Explosion. In Folge des Anschlags sind 19 Touristen, darunter 14 deutsche, gestorben. Die Bundesanwaltschaft wollte sich zu den Berichten nicht äußern.

In Zusammenhang mit dem Djerba-Attentat drängt Deutschland bei den britischen Behörden auf die Festnahme des Führeres der Terrororganisation al-Tawhid. Das berichtet die britische Sonntagszeitung The Observer. Abu Qatada, der auch als „europäischer Botschafter“ von Ussama Bin Laden gilt, soll sich in Großbritannien aufhalten. Die deutsche Polizei verdächtigt ihn als spiritueller Führer von al-Tawhid Anschläge auch in Deutschland geplant zu haben. Unter anderem habe die Terrorgruppe die britische Botschaft in Berlin in die Luft sprengen wollen. AH