Husung soll gehen, heißt die Losung

Senat der Hochschule für angewandte Wissenschaften beschließt Abwahlantrag gegen den Präsidenten

Eigentlich sollte am vergangenen Freitag auf der Sitzung des Hochschulsenats der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) über den „Letter of Intent“ diskutiert werden. Doch dazu kam es gar nicht. Mit 15 zu 2 Stimmen erhielt ein von Professor Jürgen Dankert gestellter Antrag, ein Abwahlverfahren für Präsident Hans-Gerhard Husung einzuleiten, die erforderliche Mehrheit. Über die Abwahl selbst wird voraussichtlich am 27. Mai in der Sitzung des „großen Senats“ der ehemaligen Fachhochschule entschieden.

„Wir haben diesen Antrag gestellt, weil das Vertrauensverhältnis zu Herrn Husung gestört ist“, sagt Jürgen Dankert zur taz. „Dies ist im Zusammenhang mit dem Letter of Intent besonders hochgekocht.“ Das umstrittene Abkommen sei aber nur der Anlass, nicht der Grund für den Abwahlantrag gewesen. Dankert: „Wir sind eine selbstverwaltete Hochschule. Wir akzeptieren, dass ein Präsident nicht bei jeder Sache sagt, er muss sich rückversichern. Aber dafür braucht es ein Vertrauenverhältnis.“

Und das ist gegenüber dem Historiker Husung, der nicht selbst aus der HAW stammt, offenbar nicht gegeben. Bereits vor anderthalb Jahren waren die beiden Vize-Präsidenten zurückgetreten, weil sie mit Husung angeblich nicht konnten.

Über Einzelheiten der Kritik schweigen sich die Senatsmitglieder aus. „Das ist ein schwebendes Verfahren“, sagt Studierendenvertreter Björn Karisch. Husung selbst hatte vor einer Woche noch betont, an der HAW „funktioniert die Selbstverwaltung“, sie befinde sich in einem ständigen Erneuerungsprozess. Er gab jetzt eine Stellungnahme ab, in der er den Beschluss als „nicht nachvollziehbar“ kritisierte. Die Abwahl sei „ohne inhaltliche Begründung und ohne Gesprächsversuch“ beantragt worden. Diese Position werde er auch gegenüber dem Großen Senat vertreten.

Durch die anstehenden Strukturentscheidungen sei intern „großer Druck“ entstanden. So hat sich die HAW selbst eine Überprüfung von Ausstattung und Leitung der einzelnen Fachbereiche verordnet. Husung: „In so einer Debatte kann es unterschiedliche Auffassungen geben. Das liegt in der Natur der Sache und muss hochschulintern ausgetragen werden.“

Husung erhielt aber auch Solidaritätsbekundungen. „Der Beschluß kommt überraschend. Dem ist keine breite Diskussion über Unzufriedenheit vorangegangen“, erklärt Michael Häusler, Dekan des Fachbereichs Ökotrophologie. Der Abwahlantrag sei in keiner Weise nachvollziehbar, „ein Machtkampf hilft der Hochschule nicht“, erklärten gestern gemeinsam auch die neuen Vize-Präsidenten Ulrike Ahrens-Azevedo und Claus-Dieter Wacker.

KAIJA KUTTER