was macht eigentlich ... Martina Schmiedhofer?

Druck wegnehmen

Wie der Stapellauf eines Ozeanriesen abgewickelt wird, ist klar: Irgendein Prominenter zerdällert eine Sektpulle am Schiffsrumpf. Denkmäler hingegen werden enthüllt, neu gebaute Straßen per Kordelschnitt dem Verkehr übergeben. Doch wie weiht man eine öffentliche Toilette ein?

Martina Schmiedhofer löste diese Frage gestern mit Bravour. Ganz unverbindlich posierte die bündnisgrüne Stadträtin für Soziales im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf vor einem Containerklo am Bahnhof Zoo und verkündete: „Ich bin stolz, dass wir das geschafft haben.“ Nach jahrelangen Kampf sei es, so Schmiedhofer, „gelungen, wieder eine Möglichkeit am Zoo zu bieten, wo Männer und Frauen Pipi machen können, die sich das Geld für die Toilette im Bahnhof nicht leisten können.“ Denn dort kostet schon einfaches Wasserlassen 80 Cent. Kurzum: Vor allem Leute aus der Drogenszene sollen da – im Bahnhof will sie ja niemand – ihr Geschäft machen können. Geschäft im körperfunktionstechnischen Sinn wohlgemerkt – Betreuer passen auf, dass im Gratisklo in der Hertzallee nicht gedealt wird. Puristisch und unspektakulär waren die einweihenden Worte Schmiedhofers, dem Anlass angemessen, und alle Anwesenden nickten zustimmend. Gratulation. Auch das Klo ist puristisch, metallen außen wie innen, ein bisschen dunkel, dafür mit Duschkabine. Kein Vergleich zum pompösen „WC-Center“ im Bahnhof, aber dafür gratis. Der jahrelange Kampf hat sich gelohnt. TOF

FOTO: BEZIRKSAMT