Freiheit für Aung San Suu Kyi

Birmas Militärjunta hebt den zweiten langen Hausarrest der Führerin der demokratischen Opposition ohne Bedingungen auf. Angeblich darf Suu Kyi künftig frei reisen und ihre politische Bewegung organisieren. Weltweit erleichterte Reaktionen

aus Bangkok NICOLA GLASS

Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi ist frei. Nach 19 Monaten Hausarrest durfte die 56-jährige Friedensnobelpreisträgerin gestern ihre Villa in Rangun verlassen. Als Erstes besuchte sie das Hauptquartier ihrer Nationalen Liga für Demokratie (NLD). Suu Kyi habe nun Freiheiten der politischen Betätigung, hieß es vonseiten der Militärjunta. Die Aufhebung des Arrests sei an keine Bedingungen geknüpft. Suu Kyi wurde von hunderten Anhängern jubelnd begrüßt. Sie bestätigte, dass sie im Gegensatz zu ihrer Freilassung 1995 keine Auflagen erhalten habe. „Ich kann hingehen, wohin ich will“, sagte sie und kündigte an, ihr Land zur Demokratie zu führen.

Weltweit herrschte Erleichterung über die Freilassung. „Birma zeigt eine klare Bereitschaft, sich in Richtung Demokratie und nationaler Aussöhnung zu bewegen“, sagte der malaysische UN-Sonderbotschafter für Birma, Razali Ismail. Er hatte die im September 2000 begonnenen Gespräche zwischen den Generälen und Suu Kyi entscheidend vorangebracht. Er hoffe, dass die Verhandlungen über die Demokratie in Birma kontinuierlich weitergeführt würden, sagte er, warnte aber davor, zu schnelle Erfolge zu erwarten.

Bundesaußenminister Joschka Fischer begrüßte die neue Freiheit Suu Kyis. Ob sich das Militärregime damit aber auch für einen politischen Wandel entschieden habe, werde sich erst nach weiteren Schritten zur Demokratisierung und zur Achtung der Menschenrechte zeigen. Japan, Birmas größter Kreditgeber, äußerte gestern den Wunsch, dass Suu Kyi künftig bei einer nationalen Aussöhnung eine zentrale Rolle spiele.

Amnesty international forderte in London, dass weitere politische Gefangene freigelassen werden. Die Menschenrechtsorganisation schätzt deren Zahl in Birma auf 1.500. Der Druck auf die Junta müsse aufrechterhalten bleiben, so amnesty.

Die Nobelpreisträgerin hatte die internationale Staatengemeinschaft in der Vergangenheit aufgefordert, nicht in Birma zu investieren. Das Geld käme nur dem Militär zugute und nicht der Bevölkerung. Die Junta dürfte sich jetzt von Suu Kyis Freilassung eine Aufhebung der Sanktionen erhoffen.

Mit eiserner Hand regieren seit 1962 Militärs Birma, das sie in Myanmar umtauften. Suu Kyi war 1988 in ihre Heimat zurückgekehrt, um ihre kranke Mutter zu pflegen. Schnell wurde die Tochter des Unabhängigkeitsführers Aung San zur Führerin der Opposition. 1990 gewann ihre Nationale Liga für Demokratie 80 Prozent der Sitze. Das Ergebnis erkannten die Militärmachthaber jedoch nie an. Bereits von 1989 bis 1995 war Suu Kyi unter Hausarrest gestellt worden. Später durfte sie die Hauptstadt Rangun nicht verlassen. Als sie es doch versuchte, wurde sie erneut unter Arrest genommen. 1991 wurde sie für ihren friedlichen Kampf für Demokratie und Menschenrechte mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, den sie nicht persönlich in Empfang nehmen konnte.

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