Freudige Holzkörpersprache

■ Rohan de Saram, Rajesh Mehta und Trichy Sancharan in der Galerie Rabus

Wer kennt ihn nicht in der Szene der zeitgenössischen Musik: den aus Sri Lanka stammenden Cellis-ten des Arditti-Quartettes mit dem schönen Namen Rohan de Saram. Der ehemalige Schüler von Gaspar Cassado und Pablo Casals musiziert mit einer gestischen Deutlichkeit, die in ihrer Radikalität immer wieder fasziniert, was auch immer er spielt.

Für das Projekt „Innovative Music Meeting“ verließ de Saram „seine“ avantgardistische Szene und tat sich zusammen mit dem aus Indien stammenden, seit 1992 in Europa lebenden Trompeter Rajesh Mehta und dem indischen Perkussionisten Trichy Sancharan, der seit 1971 in Toronto lehrt. Sein Instrument ist die südindische Trommel Mdrangam, ein länglicher Holzkörper, der von beiden Seiten mit den Händen geschlagen wird.

Die stilistische Ortung dieser Improvisationen ist so einzuordnen: Der Anthony Braxton-Schüler Mehta spielt mit seinen Jazz-Improvisationen am wenigsten „indisch“, Sancharan am meisten, De Saram ordnet sich in der Mitte ein, nutzt häufig das Cello als Schlagzeug, erzeugt flötenähnliche Töne und bildet so etwas wie ein Verbindungsglied.

Immer wieder erlebt man vergleichbaren Formationen, dass es zu einem Nebeneinander, aber selten zu einem Miteinander kommt. Nicht jedoch in diesem gut besuchten Konzert in der Galerie Katrin Rabus, das einen interkulturellen Dialog einfach deswegen schafft, weil die Spieler einander zuhören, antworten, angespieltes weiterdenken... Gerade Mehta beachtet mit seinen Trompetenkunststückchen einen ganz grundsätzlichen Aspekt der indischen Musik, nämlich den, dass gesprochene Sprache und musikalische Sprache die beiden Aspekte ein und desselben Kommunikationsphänomens sind.

Die Dialoge, die Sancharan noch dadurch akzentuierte, dass er häufig eine vokale Rhythmusaktion vorausschickte, die er dann mit seiner Mdrangam nachbildete, erklangen mit einer lustvollen, witzigen und freudigen Leichtigkeit, die der Kommunikationskraft der Sprache Musik einen nachdenkenswerten Beweis erbrachte. „Ich glaube an eine Beziehung zwischen Musiken und musikalischen Elementen aus verschiedenen Traditionen, die die kollektiven Energien jedes Einzelnen von ihnen nutzt, ohne die vielfältigen und komplexen Unterschiede zu verwischen“, hatte Rajesh Mehta in einem Interview gesagt und dies mit seinen Kollegen in ein einzigartiges Struktur- und Klangereignis überführt.

Mitten in diesem zweistündigen Event passte dann das hochvirtuose „Sequenza XIV“ von Luciano Berio für Cello solo: De Saram hatte dieses Stück gerade bei den Kammermusiktagen in Witten uraufgeführt, und siehe da, das ebenso verspielte wie komplexe Stück voll einfallsreicher und präziser Gestik passte hervorragend in die Gesamtkonzeption. Viel herzlicher Beifall für einen außerordentlichen Abend.

Ute Schalz-Laurenze