Nett, aber zu spät

Kundenbarometer: Bahnfahrer stört vor allem Unpünktlichkeit. Die nahm vor allem im Fernverkehr zu

BERLIN taz ■ Am meisten ärgert die Bahnfahrer die Unpünktlichkeit vieler Züge. Sehr viel zufriedener als früher sind die meisten Kunden dagegen mit der Freundlichkeit der Bahn-Mitarbeiter. Das ist das Fazit eines Bahnkunden-Barometers, das der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gestern gemeinsam mit Meinungsforschern und in Zusammenarbeit mit dem Magazin Stern in Berlin vorstellte.

Demnach kann die Bahn im Vergleich zum letzten Jahr eine Steigerung in der Bewertung für Freundlichkeit des Personals verzeichnen, und zwar von „gut“ auf „sehr gut“ . Dennoch bleiben häufige Verspätungen weiterhin das größte Manko: Mit einer deutlichen Verschlechterung in der Pünktlichkeit im Fernverkehr steigt die Quote der um mehr als fünf Minuten verspäteten Züge von 22 Prozent auf 27 Prozent. Auch beim Erreichen von Anschlusszügen heißt es Füße in die Hand nehmen: 11,4 Prozent der Anschlusszüge werden verpasst, im Vorjahr konnte man bei 8,5 Prozent langsamer gehen.

Auch den Qualitätsunterschied zwischen Nah- und Fernverkehr kritisierte der VDC. Denn obwohl die Nahverkehrszüge pünktlicher sind, schneidet der Fernverkehr in Bezug auf Freundlichkeit, Kompetenz des Personals und Reiseinformation besser ab. Über 90 Prozent der Kunden sind Nutzer des Nahverkehrs, die man nicht wie Gäste zweiter Klasse behandeln dürfe. „Ein schlechtes Image im Nahverkehr kann nicht durch eine Verbesserung im Fernverkehr aufgefangen werden“, so VCD-Bundesgeschäftsführer René Waßmer, der eine Strategieänderung der Deutschen Bahn fordert.

So kam das Barometer zustande: Emnid- und VCD-Mitarbeiter prüften – unerkannt – wie ganz normale Bahnreisende das Angebot der Deutschen Bahn von der Fahrkartenreservierung bis zum Umsteigen. Dabei legten sie insgesamt 28.000 Kilometer per Schiene zurück. Darüber hinaus ermittelten sie in telefonischen Befragungen das Image der Bahn bei Kunden und Nichtkunden. KATHINKA LÜBBEHÜSEN