Belagerung in Bethlehem vor dem Ende

Die italienische Regierung stellt Bedingungen für die Aufnahme von 13 Palästinensern aus der Geburtskirche

BETHLEHEM afp/rtr ■ Nach Verhandlungen zwischen Israel und Palästinensern hat sich gestern ein Ende der Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem abgezeichnet. Die Aufhebung der Blockade stehe unmittelbar bevor, sagte der Gouverneur von Bethlehem, Mohammed al-Madani. Ein israelischer Armeesprecher sagte dagegen, es seien „in den letzten Stunden sehr positive Fortschritte“ erzielt worden, aber noch keine „definitive Einigung“.

Nach Angaben des Bethlehemer Gouverneurs sieht eine von europäischen und US-Diplomaten vermittelte Einigung vor, 13 in der Geburtskirche verschanzte Palästinenser nach Italien abzuschieben und weitere 26 in ein Gefängnis in Gaza zu überstellen. Die übrigen seit Anfang April von Israel in der Kirche belagerten Menschen sollten freikommen.

Ein ähnliches Abkommen hatte in der vergangenen Woche das Ende der Belagerung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat in Ramallah ermöglicht. Das als Gastland ins Spiel gebrachte Italien lehnte indes die Aufnahme von Palästinensern aus der Geburtskirche ab. Ein solcher Vorschlag sei zum jetzigen Zeitpunkt unannehmbar, erklärte das Außenministerium in Rom.

Italien fordere die Namen der Palästinenser, die nach Italien ausgeflogen werden sollten, hieß es in Regierungskreisen in Rom. Zudem wolle Italien wissen, welcher Vergehen die Palästinenser beschuldigt würden und wie mit ihnen umzugehen sei. Italien sei in „arroganter und unerträglicher Weise“ über seine Rolle im Unklaren gelassen worden, hieß es weiter. Erst in der vergangenen Nacht seien Informationen geflossen. Angesichts dieser Informationsdefizite habe Italien vorerst seinen Flugraum für eine britische Maschine gesperrt, die auf Zypern für den Transport der Palästinenser nach Italien bereitstehe. Das Außenministerium in Rom teilte mit, es habe keine offizielle Anfrage erhalten, den Palästinensern Asyl zu gewähren. Daher könne dies derzeit nicht erwogen werden.