Aus Reservisten Amateure machen

Die Neuregelung der Spielberechtigung in den Amateurligen führt die Nachwuchsförderung des DFB hinters Licht. Künftig dürfen bis zu drei Profis jeder Altersklasse eingesetzt werden – Leidtragende sind die kleinen Vereine

Wollen keine älteren Spieler runterholen, sondern die jungen laufen lassen

von JÖRG FEYER

Wenn am Sonntag die Amateur-Mannschaften des HSV und des FC St. Pauli (15 h, AOL-Arena) zum entscheidenden Oberliga-Spitzenspiel antreten, werden auch Akteure mitmischen, die den Auftritt im Volkspark öfter genießen. U24-Youngster wie Collin Benjamin und Roda Antar haben in der AOL-Arena bereits häufiger gegen den Ball getreten.

Nach der neuen Spielberechtigungsregelung, die vergangene Woche vom DFB verabschiedet wurde, könnte der Amateur-Kader des HSV künftig noch illustrer werden.

Ab der Saison 2002/2003 darf ein Verein sogar ohne Altersbegrenzung bis zu drei Lizenzspieler abstellen. „Gewiss“, sagt Roland Lange, Fußballobmann des Oberligisten Pinneberg, die Profi-Einsätze würden den Wettbewerb schon verzerren, „aber das hält sich über eine Saison die Waage. Als Bundesliga-Coach würde ich meinen Amateur-Trainer jedenfalls nicht zwingen, Profis in der Oberliga einzusetzen.“ Wolf Werner hält die Neuregelung denn auch für „Idiotie hoch zehn“; sie diene „allein den Kommerzinteressen einiger Großvereine“, die frustrierten Reservisten Spielpraxis ermöglichen wollen. Schalke und Leverkusen, so der Amateur-Trainer von Werder Bremen, hätten „ihre Interessen in der DFL durchsetzen können.“ Mit Nachwuchsförderung habe das „nichts zu tun“.

Werner ist auch Leiter des Jugendinternats und will „keine älteren Spieler runterhaben“, sondern „die jungen laufen lassen“.

So torpediert der DFB sein eigenes Credo, wonach der obere Amateurbereich verstärkt der Talentförderung dienen soll. Denn zudem wurde beschlossen, dass ab der kommenden Saison mindestens vier U24-Spieler, darunter mindestens ein U21-Spieler, auf dem Spielberichtsbogen auftauchen müssen, ab der Saison 2003/2004 dann sechs bzw. zwei. Diese Neuregelung findet Werner „ok“, hat aber Verständnis für den Unmut vieler Regionalligisten. „Wo sollen die qualifizierte Junioren herkriegen?“, will Werner ob des Mangels an Nachwuchs wissen.

Das fragt sich Roland Lange auch für seinen Club und die Oberliga generell. „Wir werden Probleme haben, sechs junge Spieler zu finden, weil sie einfach nicht da sind“, prognostiziert er. Der Pinneberger sieht schon „ein Gerase einsetzen. Wir könnten die Neuregelung nur erfüllen, indem wir im ganzen Kreisgebiet junge Talente an uns binden.“ Das aber könne auch nicht Sinn der Sache sein, „dass man die Jugend nur überall abfischt wie es jetzt schon der HSV und St. Pauli tun.“