Erfurt: Alle sind betroffen

Man hatte sich zuvor darüber geeinigt, „weitgehend auf Attacken gegen den politischen Gegner zu verzichten“, wie die Schill-Schulpolitikerin Katrin Freund ausdrücklich begrüßte. Und so wurde bei der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft am Mittwoch nachmittag zum Thema „Konsequenzen aus der Bluttat von Erfurt“ auf eine hamburgpolitische Debatte über den Stellenwert von Bildung durchweg verzichtet. Alle Abgeordneten kündeten stattdessen fast zwei Wochen nach der Tat noch von ihrer Betroffenheit, vom „Wertekonsens“ (Karen Koop, CDU), von der „Notwendigkeit, auch den Schweigsamen zuzuhören“ (Andrea Hilgers, SPD), von der „Herzensangelegenheit Bildung“ (Martin Woestmeyer, FDP), von dem „zutiefsten Entsetzen“ (Bildungssenator Rudolf Lange, FDP). Lediglich SPD-Jugendpolitiker Thomas Böwer wagte sich ein bisschen aus der Reserve und in die aktuelle bildungspolitische Diskussion in der Stadt, als er in Richtung von Senator Lange davon sprach, dass Erwachsene Vorbild für Jugendliche sein müssten und dazu auch gehöre, dass „Versprechungen nicht gebrochen werden“. Ansonsten erkannte Frank-Michael Bauer (Schill-Partei), dass die Gutmenschen an allem schuld sind und die Anteilnahme für den Täter in den Medien größer sei als die für die Opfer. Christa Goetsch (GAL) konterte: „Wer schulische Erziehungsformen jetzt noch als Kuschelpädagogik abtut, sollte vorher mal nachdenken.“ AHA