Spielen und Lärmen verboten

■ Ein sehr denkwürdiger Brief an die Riensgebirgler

Da gibt es eine nette, idyllisch gelegene Wohnanlage in einer der besseren Wohngegenden von Bremen, im Riensgebirge. Lauter Eigentumswohnungen. Jedenfalls fast. Etliche werden von ihren Eigentümern vermietet. Dort wohnen dann Mieter einträchtig zwischen und neben Eigentümern. Das hängt wohl mit dem Bauherrenmodell von damals zusammen.

Und einige Wohnungen, bezeichnenderweise die mit den niedrigeren Hausnummern, gehören der Gewoba. Das war wahrscheinlich ein Pflichtanteil wegen der öffentlichen Förderung in der Bauphase. Denn das Ge in Gewoba stand ja ursprünglich für ge-meinnützig. Heute steht es wohl für gar nichts mehr. Das Kürzel ist zum Logo verkommen und wird auch in der ganzseitigen Selbstdarstellung im 11. Telefonbuch nicht mehr erklärt.

Dort, Auf den Hornstücken, wohnen richtige, normale Mieter. Sie werden von der Gewoba verwaltet. Die anderen Bewohner, die Eigentümer und deren Mieter, von einer gewerblichen Hausverwaltung: „Ihr Ansprechpartner: Frau Otto“.

Die hat nun ein Rundschreiben erlassen mit wahren Highlights der Formulierungskunst. „An alle Bewohner der Eigentumswohnungen ... und der umliegenden Häuser“. Damit spricht man auch die Gewoba-Mieter an, für die man gar nicht zuständig ist. Die Gewoba unterhält in 7 Bereichen 69 eigene Hauswartbüros für den Kontakt mit ihren Mietern. „Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Kinder,“ heißt es in dem Rundschreiben. Lässt da nicht Heinrich Lübke grüßen? Das war unser zweiter Bundespräsident, der bekanntlich bei einem Staatsbesuch in Afrika den unvergesslichen Ausspruch von sich gab: „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger!“

„Während unserer letzten Versammlung“, heißt es weiter, „in der o.g. Gemeinschaft“ (zu der die Gewoba-Mieter nicht gehören) „sind wir auf ein Problem angesprochen worden, welches wir an dieser Stelle zur Eindämmung an Sie weiterreichen möchten. Bei dem schönen Wetter“ (wann war das denn?) „werden die Außenanlagen o.g. Wohnanlage genutzt, um sich sportlich mit Inlineskatern zu betätigen.“ Da geht was durcheinander. Inlineskater sind Menschen, die Inlineskates sportlich benutzen. Mit Inlineskatern – meistens Kindern - hingegen beschäftigen sich Hausverwaltungen äußerst unsportlich: „Dies verursacht naturgemäß leider starken Lärm, durch den sich die Anwohner belästigt fühlen.“

Na, was hätten die wohl erst zu den früher, in ihrer eigenen Kinderzeit gebräuchlichen Rollschuhen mit acht eisernen Rädern gesagt! Wohin sind die Zeiten, da ein schlichtes Emailleschild im Treppenhaus genügte: „Das Spielen und Lärmen der Kinder ist verboten!“? Heute erfordert die Eindämmung der Kids offenbar diffizilere Maßnahmen. Bani Barfoot