Songs aus der Bluesquelle

■ Neue Klänge sucht der kanadische Bluesmusiker Lester Quitzeau im Meisenfrei

Am Sonntag ist er im Meisenfrei, der kanadische bluesmusiker und Slidegitarrist Lester Quitzau. Die taz sprach mit ihm über die Faszination des Blues.

taz: Was muss man sich untere Ihrem „Very Electric Trio“ vorstellen? Eine sehr laute hightec-Band, die den Blues aus der Steckdose spielt?

Lester Quitzeau: Nein, ich haben bei dem Namen mehr an die Energie als an das Equipment gedacht. Wir spielen neben den elektisch verstärkten auch akustische Instrumente.

Können Sie ein wenig dazu sagen, wie Sie zum Blues gekommen sind?

Aufgewachsen bin ich mit der Musik von Rockbands wie „Led Zeppelin“, und irgendwann habe ich dann gemerkt, wo die ihre ganzen Ideen hernahmen. Dann bin ich zu der gleichen Quelle gegangen. Der erste Bluesmusiker, den ich auf der Bühne erlebt habe, war Johnny Lee Hooker, von ihm habe ich eine Menge gelernt.

Das Faszinierende am Blues ist ja, dass er zugleich formal so streng und im Ausdruck so frei ist. Wie geht man damit als Musiker um?

Ich denke, weil der Blues im Grunde so simpel ist, kann man um so mehr Emotion durch ihn ausdrücken, und das ist es, was mich an dieser Musik anzieht. Aber bei dem Rest, der musikalischen Struktur und all dem, habe ich nicht das Gefühl, ich müsste mich unbedingt an die vorgegebenen Regeln halten. Da komme ich zwar eindeutig her, aber ich selber sehe mich nicht als Bluesmusiker. In die Schublade möchte ich nicht gesteckt werden. Ich suche gerne neue Klänge und neue Herangehensweisen, um die Musik für mich und das Publikum frisch zu halten.

Nun ist „der Blues“ ja auch ein großes Klischee geworden, ein Kult, mit den „Blues Brothers“ auch ein Mode. Es gibt doch bestimmt auch in Kanada solche „Blues-Bands“, deren Mitglieder in dunklen Anzügen und mit Sonnenbrillen auftreten.

Oh, ja, es gibt bei uns viele Bands, die auch heute noch auf dieser Masche reiten, aber damit habe ich so gut wie gar nichts zu tun. Deren Publikum würde nie in meine Konzerte gehen. Aber es gibt noch eine andere Falle, die ich zu vermeiden versuche: Es gibt die originären Bluesmusiker von früher, und viele versuchen, heute möglichst genauso zu klingen wie diese. Aber dabei vergessen sie, dass doch die Originalität und die Ehrlichkeit der Musik das Wichtigste sind. Ich versuche, von den „alten Meistern“ zu lernen, sie zu respektieren, aber dann mein eigenes Lied zu singen.

Interview: Wilfried Hippen / Foto: Jason Staag

Morgen Sonntag ab 21 Uhr im Meisenfrei