Durch die Wüste

Was treibt Menschen in die Wüste? Sie wollen sie zu Text verarbeiten. Eine Anthologie versammelt wüste und schöne Texte von denen, die sich durch die Hitze quälten

„Warum quälst du dich mit diesen Kamelen? Das werde ich nie verstehen?“ Der Nomade, der Michael Asher und seine Frau durch die Sahara führt, kann es nicht begreifen. So bequem könnte man es in einem Auto haben, wie die anderen Touristen auch. Überhaupt: Warum die Wüste? Eine schlüssige Antwort auf diese Frage gibt es wohl nicht.

Auch nach der Lektüre dieses Buchs findet man diese einzige Antwort nicht, dafür viele Antworten. Bettina Feldweg, die diese Anthologie zusammenstellte, hat klug unterteilt. Nicht jeder, der in die Wüste ging, vermag darüber auch schreiben – auch wenn es viele tun.

So bilden den ersten Teil Texte von Eroberern, Forschungsreisenden wie Marco Polo und Sven Hedin, Isabelle Eberhardt, die schöne Geschichten kennt, und Michael Asher; alle haben Großes, manche auch Großartiges geleistet, sind aber nicht unbedingt Meister des Worts. Wie der unvermeidliche Nehberg, der leider aufgenommen wurde, trotz seiner anbiedernden Sprache: „Ich war happy. Er war mopsfidel.“

Diesen „abenteuerlichen Wegen“ folgen die „literarischen Streifzüge“ durch die Wüste, wobei der Begriff „literarisch“ weit gefasst wurde. Eine Episode von Barbara Wood mischt sich zwischen Texte von Canetti und Camus, so Bekanntes wie die „Höhle der Schwimmer“ aus „Der englischen Patient“ (Michael Ondaatje) und ein Auszug aus Paul Bowles’ „Himmel über der Wüste“ steht neben Bestsellerautoren wie Waris Dirie, dem Model, das über ihre Flucht aus Somalia schrieb, und Barbara Gowdy, die aus der Sicht einer Elefantenkuh über Afrika erzählt. Dass Hermann Hesse auch auftritt, mag verzeihlich sein – aber musste ausgerechnet er den literarischen Teil eröffnen – und noch dazu mit dem „Abend auf dem Roten Meer“, ein bis zur Komik durchgereimtes Gedicht?

Die Antwort Ashers, warum er sich mit den Kamelen quäle, fiel im Übrigen recht simpel aus: „Eines Tages wird es in einem Buch stehen.“ BARBARA SCHAEFER

„Den Dünen entgegen. Geschichten für alle, die die Wüste lieben“. Hrsg. von Bettina Feldweg. Malik Verlag. München 2001, 318 S., 15,90 €