Im Feiern Sieger

Ginge es nach den Posen im Anschluss an das DFB-Pokalfinale der Frauen hätte der HSV die 0:5 Niederlage gegen den FFC Frankfurt locker egalisiert

Ein paar verspätete Zuschauer des Frauen-Finales wunderten sich über den Außenseitersieg des Hamburger Sportvereins. Die Frauen des HSV erweckten mit ihrem Jubel den Anschein, als hätten sie den DFB-Pokal im Berliner Olympiastadion gewonnen und nicht der haushohe Favorit aus Frankfurt. Die Hamburgerinnen hüpften ausgelassen umher, rutschen über den Rasen und stellten sich für die Fotografen in Siegerpose. Ein Blick auf die Anzeigetafel genügte jedoch, um den 1. FFC Frankfurt als Gewinner zu entlarven.

Die freilich nahmen ihren 5:0-Sieg so ungerührt entgegen wie Ordner die Eintrittskarten der Fans. Frankfurt holte zum vierten Mal in Folge den Pokal. Feststimmung wollte bei den Hessinnen dennoch nicht aufkommen. Die dreifache Torschützin Birgit Prinz sagte nach Bewältigung der Pflichtaufgabe miesepetrig: „Na ja, es war okay eigentlich.“

Der HSV indes ließ sich die gute Laune nicht verderben, nicht vom Regen, auch nicht von der mickrigen Kulisse. Sie waren froh, überhaupt in Berlin dabei zu sein beim wichtigsten Termin, den der deutsche Frauenfußball im Kalender stehen hat. Sie waren als Tabellenletzter der Bundesliga angereist, als designierter Absteiger und als eine Mannschaft, die 15 Spieltage brauchte, um überhaupt einen Punkt zu holen. Da war es nur allzu verständlich, wenn HSV-Trainer Andrew Pfennig angesichts der Flut von Frankfurter Nationalspielerinnen und deren Dominanz in der Liga sagte: „Alles, was besser ist als ein 0:8 ist schon ein Erfolg.“

Den Erfolg genossen sie ausgiebig und hielten sich dabei auch nicht lang mit der Analyse des Spiels auf, denn die hätte ihnen die Stimmung ordentlich verhageln können. Der HSV-Trainer kultivierte ein taktisches Konzept aus der Steinzeit des Fußballs, ließ zwei Manndeckerinnen samt Libero auflaufen, und die zwei Sturmspitzen tingelten einsam an der Mittellinie, ohne je in der Abwehr auszuhelfen oder einen aussichtsreichen Konter zu laufen. Sie hätten auf der Bank bleiben können.

De facto zu neunt versuchte sich der HSV wacker zu schlagen. Doch schon in der 11. Minute begann der Torreigen, der sich erst in der 90. Minute mit dem 5:0 schloss. Dazwischen hatten die Zuschauer viel Ödnis zu ertragen. Ob's daran lag, dass der HSV vergessen hatte, „die Angst im Bus zu lassen“ (Trainer Pfennig) ,oder es ihm sowieso nur um Schadensbegrenzung ging? Wer weiß. Gegen solch einen starken FFC zu verlieren sei jedenfalls „überhaupt nicht relevant“, wusste Pfennig und schritt mit seinen Mädels zur Party. Es gab schließlich eine deftige Niederlage zu feiern. MARKUS VÖLKER