Polit-Inszenierung statt echter Debatten

Ungeahnte Ähnlichkeiten haben sie in ihren Berufen entdeckt: Die Vizepräsidenten des Deutschen Bundestags Antje Vollmer (Grüne) und Klaus Pierwoß, Intendant des Bremer Theaters. Festgelegte Rollen in der Politik wie im Theater – ob in der Opposition oder als Antagonist. An beiden Orten: einstudierte Rituale und Reden. Und eigentlich weiß man auch schon vorher, was einen auf der Bühne respektive im Parlament erwartet. Sind die Volksvertreter zu schlechteren Schauspielern verkommen?

Anlässlich der Premiere von „Dantons Tod“ gestern abend in der Bürgerschaft haben die Bremer Grünen die Inszenierung von Politik noch einmal in Frage gestellt; Vollmer und Pierwoß als Polit- und Theaterexperten debattierten vorab über „Das Parlament als Bühne“.

Beispiele gab es dafür genug: der geprobte Eklat der CDU-Vertreter im Bundesrat über das Zuwanderungsgesetz – „eine Schmierenkomödie“ (Pierwoß), in der die Empörung „nicht wirklich glaubwürdig gespielt wurde.“ Spannende Debatten vermissen sowohl Vollmer als auch Pierwoß im Parlament. Sie beklagen eine Medieninszenierung statt echter Auseinandersetzung. Dank Fraktionszwang sei der Ausgang der Abstimmungen bereits vorprogrammiert. „Wen wollen Sie mit Ihren Reden eigentlich noch überzeugen?“, fragte Pierwoß. Die Gestaltung der Politik trete da völlig in den Hintergrund – zugunsten eines letztlich sinnentleerten Polit-Theaters. pipe

Einen Bericht über die Premiere von „Dantons Tod“ lesen Sie morgen in der taz.