Weniger Waffen

Die Zahl der Atomsprengköpfe in den USA und Russland soll drastisch verringert werden – ein Teil wird verschrottet, ein Teil eingelagert

BERLIN taz ■ Nach mehrwöchigen Verhandlungen haben sich die US-amerikanische und die russische Regierung auf ein Abkommen über die Abrüstung von strategischen Atomwaffen geeinigt. Bei Gesprächen in Moskau kamen der Staatssekretär im US-Außenministerium, John Bolton, und der stellvertretende russische Außenminister Georgi Mamedow überein, die Zahl der die jeweils andere Seite bedrohenden atomaren Sprengköpfe innerhalb der kommenden zehn Jahre von derzeit je rund 6.000 auf 1.700 bis 2.200 abzubauen. Ein entsprechender Vertrag soll am 24. Mai beim Besuch des US-Präsidenten George W. Bush in Moskau unterzeichnet werden. Das gaben gestern Bush in Washington und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin in Moskau bekannt.

Der bevorstehende Vertrag folgt dem Start-II-Abkommen von 1993, das zwar ratifiziert, aber nicht umgesetzt worden war. Über die Zahl der abzurüstenden Sprengköpfe hatte schon seit dem Besuch von Russlands Präsident Putin in Washington im vergangenen Jahr Einigung bestanden – nicht allerdings über ihren Verbleib. Während die russische Regierung auf der vollständigen Vernichtung der Sprengköpfe unter der Kontrolle der jeweils anderen Seite bestanden hatte, wollte die US-Regierung einen Großteil lediglich „deaktivieren“ und einlagern. Wie die Einigung genau aussieht, war gestern zunächst nicht bekannt – US-Regierungssprecher Ari Fleischer sagte, ein Teil werde verschrottet, ein Teil gelagert.

Ein Durchbruch „für eine friedlichere Welt“, wie Bush gestern verkündete, ist die Einigung jedoch kaum: Erst im März hatte US-Außenminister Colin Powell bestätigt, die USA arbeiteten an der Entwicklung neuer Atomwaffen. Und die könnten, so die veränderte US-Strategie, als taktische Waffen auch gegen Nicht-Atommächte zum Einsatz kommen. BERND PICKERT