Kunst im Viererpack

Künstlerische Hochschulen werden von Sparmaßnahmen teilweise ausgenommen. Aber eine Expertenkommission soll prüfen, ob sie 2003 unter einem Dach zusammengefasst werden können

von JAN ROSENKRANZ

Die drei künstlerischen Hochschulen Berlins müssen ihre Personalkosten nun doch nicht in geplanter Höhe senken. Die Kunsthochschulen Weißensee, die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ und die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ werden – anders als die sonstigen nachgeordneten Einrichtungen des Landes Berlin – von den pauschalen Personalkosteneinsparungen teilweise ausgenommen.

Auf Vorschlag von Kultursenator Thomas Flierl beschloss der Senat am Dienstag außerdem eine Neuordnung der Kunsthochschulen mit dem Ziel, die drei Hochschulen mit der Universität der Künste gleichzustellen und in das Hochschulvertragssystem einzubeziehen.

„Die Einbeziehung der drei überaus erfolgreichen künstlerischen Hochschulen in die zehnprozentige Kürzung hätte die kleinen Einrichtungen in ihrer Existenz bedroht“, sagte Kultursenator Thomas Flierl (PDS). Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) bekommt dennoch sein Opfer. Die geplanten Einsparungen an den Hochschulen für 2002 und 2003 sollen nun durch „verkraftbare eigene Anstrengungen“ und „einen Solidarbeitrag der drei Berliner Universitäten bzw. der Fachhochschulen“ erbracht werden, heißt es in einer Mitteilung der Kulturverwaltung.

Vor den Verhandlungen über die Hochschulrahmenverträge im Jahr 2003 soll eine gemeinsame Kommission prüfen, ob die drei künstlerischen Hochschulen und die Universität der Künste „mit einem umfassenden Fächerspektrum aufrechterhalten bleiben oder teilweise unter einem Dach zusammengefasst werden“, heißt es in der Erklärung weiter. Die Kommission soll sehr schnell gegründet werden, möglicherweise kommt es noch vor der Sommerpause zu einem ersten Treffen.

Damit wolle man auch eine neue Logik des Sparens einführen. „Es ist der Versuch, sich nicht vom Spardruck überrollen zu lassen“, so der Sprecher des Kultursenators, Thorsten Wöhlert. Bevor ein langfristiger Finanzplan verhandelt wird, sollen in der Kommission deshalb zunächst die inhaltlichen Fragen geklärt werden.

Der Rektor der Schauspielschule „Ernst Busch“, Klaus Völker, hat den Senatsbeschluss gestern überwiegend positiv aufgenommen. Auch wenn die Zurücknahme der pauschalen Personaleinsparungen „eine Art Notlandung“ sei, werde dadurch der „Exitus“ der Hochschule abgewendet. Nun müsse jedoch überprüft werden, was sich hinter der eingeforderten „verkraftbaren eigenen Anstrengung“ verberge. Positiv wertete Völker auch die Perspektive, eigene Hochschulrahmenverträge zu bekommen. Auch Christhard Gössling, Rektor der Musikhochschule „Hanns Eisler“, erwartet sich dadurch eine größere Eigenständigkeit seiner Schule. Deshalb befürwortet er auch die Einrichtung der Kommission. „Jetzt hätte man die Zeit, bestimmte Dinge auch inhaltlich zu hinterfragen, statt nach der Rasenmähermethode zu kürzen“, so Gössling. Eine Stellungnahme der Kunsthochschule Berlin in Weißensee und der Universität der Künste war gestern nicht zu erhalten.

Scharfe Kritik an der Einsetzung einer Kommission kam gestern von den Bündnisgrünen. „Der Vorschlag ist simpel, ideenlos und stellt sinnvolle, dezentrale Einrichtungen in Frage“, sagte die kulturpolitische Sprecherin der Fraktion, Alice Ströver. Die ehemalige Staatssekretärin ist davon überzeugt, dass der Senat vor allem den drei kleinen Einrichtungen im Ostteil der Stadt an den Kragen will. Dort seien die Lehrabläufe aber bereits optimiert, die Verwaltung vernetzt, die Fächer klar voneinander abgegrenzt.