swb sieht rot

■ Konzernchef verordnet den Bremer Stadtwerken einen harten Konsolidierungskurs. Ziel sind mindestens acht Prozent Rendite

Die swb-Gruppe hat im vergangenen Jahr mit einem Verlust von 22,4 Millionen Euro abgeschlossen. Das teilte gestern Konzernchef Gerhard Harder auf der Bilanz-Pressekonferenz mit. Das rote Bild soll sich bald ändern: Für 2002 erwartet Harder eine „schwarze Null“, für das Jahr 2004 hat er seinem Konzern das Ziel einer Rendite zwischen 8 und 12 Prozent gesetzt, wie es bei vergleichbaren Stadtwerken üblich sei.

Erreichen soll die swb diese Gewinnmarge über Personalabbau – von 2.973 Mitarbeitern Ende 2001 soll es bis 2004 auf 2.500 herunter gehen. Bis dahin sollen auch zwei Kraftwerke (Block 5 im Hafen, Block 14 in Hastedt) stillgelegt werden, womit die teure Eigenproduktion von Strom auf 60 Prozent gedrosselt wäre.

Von unrentablen Projekten des Konzerns will sich Harder konsequent trennen. Die Versuche, überregional mit einer „Chipkarte“ unter dem Logo „2E Easy Energie“ Kunden zu gewinnen, werden beendet. Insgesamt sei die Wechselbereitschaft der Stromkunden gering, auch die Marke „Yellow“ von EnBW mache Verluste, und man habe die anfänglichen Lockpreise längst angehoben. Entsprechend wenig Angst hat Harder daher auch vor der Liberalisierung des Gasmarktes, die im kommenden Jahr zu erwarten ist. Mit Gas verdient die swb derzeit Geld – wie viel, wollte Harder nicht sagen. Eine getrennte Abrechnung für die Produkte Strom, Gas und Wasser gebe es nicht. Im Herbst wird der Gaspreis vermutlich noch einmal dem Marktniveau angepasst, das heißt gesenkt. Im defizitären Strombereich können die Preise dieses Jahr allerdings voraussichtlich nicht angehoben werden. Für die kommenden Jahre erwarten die Großen der Branche einen Preisanstieg, die swb als kleinerer Anbieter würde sich da nur im Trend bewegen können.

Hart ist der Wettbewerb beim Strom nach wie vor vor allem im gewerblichen Bereich. Der Bremer Kellogg-Betrieb zum Beispiel ist den Stadtwerken gerade als Kunde verloren gegangen – die Firma Kellogg bezieht ihren Strom von der baden-württembergischen EnBW.

In dem Bemühen, Kosten zu senken, würden alle Bereiche des Unternehmens durchgeforstet, versicherte Harder. Mit 30 Prozent würden die Personalkosten bei den Bremer Stadtwerken einen überdurchschnittlichen Anteil ausmachen. Auch die Pensionslasten der swb seien erheblich.

Neu in den swb-Vorstand wurde – neben Harder und dem „Arbeitsdirektor“ Jörg Willipinski – der Ingenieur Uwe Schramm als technischer Vorstand berufen. Schramm war bisher Geschäftsführer der Netz-Tochter swb-Norvia.

Die Gespräche mit dem Oldenburger Stromkonzern EWE, der das bremische Umland bedient und für den Bremen ein kleiner weißer Fleck auf der großen EWE-Landkarte ist, würden fortgeführt, erklärte Harder auf Nachfrage. Die EWE hatte der swb ihre Telefongesellschaft Nordcom abgekauft, für die restlichen 14 Prozent der Nordcom-Anteile ist diese Übernahme allerdings immer noch nicht vollzogen.

swb-Vorstand Harder rechnet damit, dass die EWE auch Anteile des swb-Konzerns übernehmen wird, allerdings frühestens in drei, vier Jahren. K.W.