„Mit sowas vergrault man Investoren“

■ Neue Widerstandsformen gegen Drive-In: Flugblatt diskreditiert McDonald's

Vor einigen Tagen fanden die Anwohner rund um das Weserstadion ein Infoblatt in ihren Briefkästen, darauf das McDonald's-Emblem, eine freundliche Ansprache und eine Stellungnahme zu den gefürchteten Problemen, die mit einem Drive-In im Weserstadion die Umgebung heimsuchen würden. Nach einem halben Jahr habe man sich an das Drive-In gewöhnt, steht da, und das Mehr an Verkehr würden „großzügige Straßen“ bewältigen, Unfälle mit Kindern seien zwar unvermeidbar, aber: „Wir meinen, dass wir von Mc Donald's Deutschland Inc. mit unserem Engagement für die ,McDonald's-Kinderhilfe' solche Schäden mehr als überkompensieren.“

„Totaler Quatsch“ sei das Flugblatt und nie und nimmer von McDonald's, sagt Kai Herrmann, Chef der Hamburgershops in der Bremer Innenstadt, und ordnet das Flugblatt ein in den großen Widerstand gegen den Burgermulti, den er nicht so recht versteht: „Wir haben da ein Fußballstadion, keine Parkanlage.“ Der Verkehr am Deich werde kaum mehr werden: „Wir gehen ja nur dorthin, wo schon eine hohe Frequenz herrscht, weil wir nicht davon ausgehen, dass wir eine große Frequenz ziehen.“ Die Anwohner wollten wohl grundsätzlich nichts Neues, mutmaßt Herrmann und findet diese Haltung „nicht sehr zeitgemäß“.

Die Anwohnerinitiative, Kern des Widerstands und über das Flugblatt sehr irritiert, hofft indes vor allem auf ein juristisches Detail, das dem Drive-In den Garaus machen soll. Denn in einem Vertrag zwischen Stadtplanungsamt und der für den Bau des Nordgeraden-Projekts verantwortlichen Bremer Sport und Freizeit GmbH (BFS) steht, dass keine weitere Erschließungsmaßnahmen erforderlich sein dürften. Eben die wären aber für den Drive In nötig, meint die Initiative und will sich schon jetzt nach einem Anwalt umsehen.

Die BFS hat ein Konzept vorzulegen, wie der Verkehr um, in und aus dem Drive In fließen soll und wie sich all das finanzieren lässt. Das Bauressort hat die juristischen Einwände zu prüfen. Derweil die Angelegenheit damit erst einmal vertagt scheint, gaben die Beteiligten schon mal gute Ratschläge. Die CDU plädierte für eine Verbindung von der Westrampe am Stadion zur Ostrampe an der Stader Straße unterhalb des Deichs. Ein paar Poller müssten weg, ein paar Straßenmarkierungen her – dann könne die neue Verbindung, vor allem aber die Anbindung der Ostrampe die neue Hauptzufahrt zum Stadion und zu den Kleingärten werden, findet CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff. Und auch wenn sie sich im Parlament heftig gestritten haben, sieht der baupolitische Sprecher der SPD, Carsten Sieling, die Sache gar nicht so anders. Konkrete Vorschläge mag er, anders als die CDU, nicht preisgeben und verweist auf das ausstehende BFS-Konzept, aber auch er hält einen gänzlich anderen Zugang zu Stadion, Kleingärten und Pauliner Marsch für möglich, nämlichvon Osten statt wie bisher von der Westrampe her.

Soviel Gezerre um ein Drive In erlebe man sonst nicht, sagt Kai Herrmann von McDonald's. Ob sein Arbeitgeber sich die Sache mit dem Drive-In vielleicht nochmal anders überlegen könnte, mochte er nicht beurteilen. Eckhoff verweist auf Tchibos Rückzug vom Bahnhofsvorplatz, so etwas solle sich nicht wiederholen. Das Fake-Flugblatt sei „unter der Gürtellinie“, findet der CDU-Mann: „Mit sowas vergrault man Investoren.“ Susanne Gieffers