Ayckbourn-Check
: Aktroidenliebe

Für alle Arzt-Serien-Abhängigen und die, die es noch werden wollen, das Beste zuerst: Auch in Jahrzehnten werden noch Soap-Operas gedreht, die Millionen Zuschauer durch drittklassiges Schauspiel und tumbe Dialoge beglücken können.

Diese Hoffnung formuliert der Brite Alan Ayckbourn in Ein komisches Talent, einem seiner jüngeren Stücke, jetzt aufgeführt am Altonaer Theater. Kleine Besonderheit: Die Darsteller der stückinternen Soap Herzen in Weiß sind Aktroiden, also Maschinen, und haben für Sprache und Verhalten ein entsprechendes Programm. Sie sind Quasi-Personen mit Nummern, leicht zu kontrollieren. Vielleicht sogar die besseren Menschen?

Ayckbourn, seit Jahrzehnten der Komödienvielschreiber schlechthin, lässt in Ein komisches Talent keinen Zweifel an Fernseh- und Computerkritik.

Im Altonaer Theater hat es nun Frank-Lorenz Engel tatsächlich geschafft, die Komödie nicht als Schwank zu inszenieren. Die Bühne: ein weißes, futuristisches Fernsehstudio, in dem die Technikerinnen Prim (Katrin Gerken) und Trudi (Stefanie Liersch) die Hauptarbeit leisten, derweil der alte, alkoholisierte Regisseur Tate (Niels Hansen) sich nur noch durch prolliges Sprücheklopfen auslebt.

Aus seiner Lethargie reißt ihn Adam (Marcus Brien), junger, aufgeregter Neffe des Studiobesitzers Lester Trainsmith (Edgar Bessen). Als angehender Drehbuchautor plant er einen Film mit dem weiblichen Aktroiden Jacie (Andrea Lüdke), die einen ernsten, aber nützlichen Defekt hat: Sie denkt selbständig und entwickelt Humor. Das größte Problem ist jedoch, dass sich Adam und Jacie ineinander verlieben, was einen klassischen Ständekonflikt inklusive Flucht des Liebespaares und spätere allgemeine Aussöhnung heraufbeschwört. Fast. Die in unserer Technikwelt irgendwie obszöne Liebe zwischen den ungleichen Partnern gerät Engel etwas zu rührig. Außerdem erführe man gern, wieso ein Jüngelchen – von Brien mit großen Disney-Kulleraugen gespielt – eine perfekte Puppe liebt. Abgesehen davon aber liefert die Inszenierung einige Lektionen in Sachen Komik mit größtmöglichem Verzicht auf Kalauer, getragen vom großenteils überzeugenden Ensemble. Liv Heidbüchel

Nächste Vorstellungen: 17.–19.5., jeweils 20 Uhr, Altonaer Theater