Rettet Nölle Netcenter?

■ Eine Gruppe um den Ex-Finanzsenator soll das Call-Center angeblich kaufen

Die vor der Insolvenz stehende Bremer Netcenter AG (taz von gestern) wird von einer Investorengruppe um den ehemaligen CDU-Finanzsenator Ulrich Nölle gekauft. „Ich dementiere das nicht“, sagte der Geschäftsführer des Call-Centers, Marc Dörre. „Aber: Noch ist nichts spruchreif.“ In den nächsten drei Monaten sollen laut Dörre durch einen Großauftrag 100 neue Jobs entstehen. Außerdem wird vermutet, dass der Sitz der Netcenter AG von der Vahr zum Flughafen verlegt werden soll. Nölle, der am Freitag nicht zu erreichen war, ist stiller Teilhaber einer Immobilienfirma, die am Airport tätig ist.

Dörre bestätigte, dass „Nölle für uns aktiv ist.“ Deshalb sei er jetzt „sehr guter Dinge“. Näheres über die Rettungsaktion wolle er erst am kommenden Dienstag bekannt geben.

Beschäftigten von Netcenter, die am Freitag vor der Firma protestiert hatten, teilte Dörre mit, alle noch ausstehenden Löhne seien bereits per Eilauftrag überwiesen. Von den einst 120 Angestellten hatten viele seit März kein Geld erhalten. Heute hat die Firma, die im vergangenen Jahr 3 Millionen Euro umsetzte, nur noch 60 Angestellte. Gekündigte Mitarbeiter hatten außerdem ihre Arbeitspapiere nicht bekommen – und deshalb Probleme auf dem Arbeitsamt gehabt. Kornelia Knieper von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die die Demonstration vor dem Firmensitz organisiert hatte, war zufrieden: „Viele, die lange machtlos waren, fühlen sich jetzt wieder besser.“ Gleichzeitig drohte sie weitere Aktionen an: „Wenn das Geld am Dienstag nicht da ist, setzen wir unseren Protest fort.“ ksc